Ionos-Duo auf dem Sprung ins Rampenlicht
Von Sabine Reifenberger
und Heidi Rohde, Frankfurt
Das Börsenjahr 2023 hat mit Ionos sein erstes Schwergewicht auf der Liste. Noch im Laufe des ersten Quartals soll der Webhosting- und Cloud-Anbieter, der bislang im Besitz von United Internet und Warburg Pincus liegt, im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet werden.
Die FĂŒhrungsriege von Ionos wird dann deutlich stĂ€rker im Rampenlicht stehen als jetzt, insbesondere CEO Achim WeiĂ und CFO Britta Schmidt werden die Gesichter sein, die das Unternehmen am Kapitalmarkt und bei Investoren reprĂ€sentieren. Beiden darf man eine gewisse Anspannung unterstellen, schlieĂlich wird der Webhosting-Anbieter zu einer Bewertung von bis zu 5 Mrd. Euro gehandelt. Ionos-CEO Achim WeiĂ ist dabei allerdings zu Beginn der offiziellen Vorstellungsrunde bei Investoren und Medien wenig anzumerken. Er blickt nicht nur auf 20 Jahre Erfahrung im Internet-GeschĂ€ft zurĂŒck, sondern kann sich auch rĂŒhmen, einen erheblichen Teil davon schon im Konzern von United Internet verbracht zu haben. Das ist keine geringe Leistung fĂŒr einen Manager, der im Laufe seiner Karriere wiederholt Unternehmergeist bewiesen hat und dennoch offenbar ohne nennenswerte Kollisionen mit dem Vollblutunternehmer Ralph Dommermuth die wertvollste Konzerntochter bis vor die Tore der Börse gefĂŒhrt hat.
Bereits in den neunziger Jahren war WeiĂ Vorstand des Internet-Providers Schlund+Partner, der 1998 von 1&1 ĂŒbernommen wurde. FĂŒr WeiĂ war dies die Eintrittskarte in den United-Internet-Konzern. Bis 2008 war WeiĂ als Chief Technology Officer fĂŒr 1&1 tĂ€tig, danach betĂ€tigte er sich erneut als GrĂŒnder und baute in Berlin den Anbieter von Cloud-Infrastrukturlösungen Profitbricks auf, den 1&1 2017 ĂŒbernahm. WeiĂ kehrte daraufhin in den Vorstand von 1&1 zurĂŒck und ĂŒbernahm im Oktober 2018 die FĂŒhrung.
Finanzchefin Britta Schmidt ist am Kapitalmarkt bereits ein bekanntes Gesicht, sie war mehrere Jahre lang Vice President im Investor-Relations-Bereich von Scout24. Ihre Karriere startete sie im Controlling von Siemens Enterprise Communications (heute Atos), 2010 wechselte sie zu Scout24. Nach mehreren Stationen im Controlling kam im Juli 2015 der Bereich Investor Relations hinzu.
Im Herbst 2019 wurde schlieĂlich bekannt, dass Schmidt Anfang 2020 den damals neu geschaffenen CFO-Posten bei Autoscout24 ĂŒbernehmen soll. Scout24 stand damals unter Druck des aktivistischen Investors Elliott, der auf eine Abspaltung der Tochter Autoscout24 drang. Die Berufung der Kapitalmarktkommunikatorin auf den CFO-Posten wurde als Indiz fĂŒr einen möglichen Teilbörsengang gedeutet. Wenige Wochen spĂ€ter verkaufte Scout24 die Autosparte jedoch an das Private-Equity-Haus Hellman & Friedman, das Scout24 einst selbst an die Börse gebracht hatte. Unter dem FinanzÂinvestor blieb Schmidt weniger als anderthalb Jahre auf dem CFO-Sessel und wechselte im Juli 2021 zu Ionos.
Auch bei Autoscout24 ging es darum, einen Teilbereich aus einem Konzern zu einer eigenstĂ€ndigen Marke mit handlungsfĂ€higer Organisation auszugliedern. Diese Erfahrungen dĂŒrften der Finanzchefin in den vergangenen anderthalb Jahren bei den IPO-Vorbereitungen fĂŒr Ionos geholfen haben. LĂ€uft der IPO-Prozess nach Plan, könnten Schmidt und WeiĂ nun schon in wenigen Wochen gemeinsam die BörsenÂglocke lĂ€uten.