Liz Truss hat mit James Cleverly (53) einen alten Verbündeten von Boris Johnson zum Außenminister gemacht. Wie der „Guardian“ verblüfft feststellte, wird damit keines der vier großen Ämter der britischen Politik mehr von einem weißen Mann wahrgenommen. Cleverlys Mutter war aus Sierra Leone nach England gekommen. Sie arbeitete als Hebamme im Lewisham Hospital im Londoner Südosten, wo der konservative Hoffnungsträger das Licht der Welt erblickte. Die Eltern von Innenministerin Suella Braverman stammen aus Mauritius und Kenia. Und Schatzkanzler Kwasi Kwarteng ist ein Nachkomme von Einwanderern aus Ghana.

Cleverly hatte Truss im Kampf um die Parteiführung von Anfang an unterstützt. Aufgewachsen ist er in einer Einzimmerwohnung in Hither Green – als Einzelkind, denn ein weiteres konnten sich seine Eltern nicht leisten. Doch sie ermöglichten ihm den Besuch der Colfe’s School, einer der ältesten Schulen in der britischen Metropole. Danach erwarb er einen Bachelor in Hospitality Management an der Polytechnic of West London. Danach zog es ihn zur Armee, doch eine Verletzung setzte seiner militärischen Karriere ein Ende. Der Vater zweier Kinder kann auf eine Karriere im Verlagswesen zurückblicken. Verenigde Nederlands Uitgeverijen und Informa gehörten zu den Stationen. Bei der Territorial Army, den freiwilligen Reservisten der britischen Armee, brachte er es später zum Lieutenant Colonel. Seine politische Karriere verlief eher holprig. In den Gemeinderat von Lewisham schaffte er es 2002 nicht. Drei Jahre später verlor er im Kampf um den Unterhaussitz für Lewisham gegen den Labour-Kandidaten. 2008 wurde er schließlich als Vertreter von Bexley und Bromley ins Londoner Kommunalparlament gewählt. Später löste er Johnson an der Spitze des London Waste & Recycling Board ab. Dann machte ihn Johnson, damals Bürgermeister von London, zum Chef der London Fire Authority. 2015 wurde er für den Wahlkreis Braintree ins Unterhaus gewählt und hatte Posten im Außenministerium und im Brexit-Ministerium DExEU inne. Zuletzt fungierte er als Bildungsminister. Im Vergleich zu anderen Mitgliedern des neuen Kabinetts ist er ein unbeschriebenes Blatt. Böse Zungen aus der Partei behaupten, Truss habe ihn zu ihrem Nachfolger im Foreign Office gemacht, um auch weiterhin die Außenpolitik des Landes bestimmen zu können.