Jan-Dirk Auris verlässt Henkel – Machtkampf mit Knobel vermutet
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Ende Januar kommenden Jahres kehrt Jan-Dirk Auris, der seit 2011 im Vorstand von Henkel für das Klebstoffgeschäft zuständig ist, seinem langjährigen Arbeitgeber den Rücken. Gemeinsam habe man sich darauf verständigt, den bis Ende 2023 laufenden Vertrag von Auris nicht zu verlängern, teilte Henkel in knappen Worten mit. In der verbleibenden Zeit werde Auris die Übergabe der Verantwortung „an seine Nachfolge“ begleiten.
Die Pressemitteilung des Konsumgüterkonzerns gibt mehr Fragen auf, als sie Antworten liefert. Denn zwischen den Zeilen lässt sich herauslesen, dass Auris keineswegs freiwillig geht. Vielmehr scheint sein Abgang Ende Januar Folge des nicht verlängerten Vertrags zu sein. Zugleich wird der 54-Jährige, der seit 1984 für Henkel arbeitete, in den höchsten Tönen gelobt. „Jan-Dirk Auris hat sich in mehr als drei Jahrzehnten bei Henkel immer in den Dienst unseres Unternehmens gestellt und sehr viel erreicht“, wird Simone Bagel-Trah, die Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses, zitiert. Unter der Führung von Auris habe sich die Klebstoffsparte (Adhesive Technologies) ausgesprochen erfolgreich entwickelt und nehme heute eine weltmarktführende Position ein.
Auch Vorstandschef Carsten Knobel findet nur lobende Worte für den scheidenden Vorstandskollegen. Doch der Eindruck könnte trügen. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, hat es zwischen Knobel und Auris einen veritablen Machtkampf gegeben, den der nicht unumstrittene Knobel für sich entschieden hat.
Dabei leitet Auris die erfolgreichste Sparte von Henkel. Adhesive Technologies steht nicht nur für die Hälfte des Konzernumsatzes, sondern auch für fast 60 % der operativen Erträge. Die Kosmetiksparte schwächelt dagegen seit Jahr und Tag. Ein Rezept gegen den Umsatz- und Ergebnisverfall hat Knobel bislang nicht gefunden. Die Zusammenführung des Kosmetikgeschäfts mit dem Waschmittelsegment unter der Sparte Consumer Brands vermag die Probleme nicht zu lösen. Knobel steht erst seit 2020 an der Vorstandsspitze. Sein Vorgänger Hans Van Bylen musste nach dreieinhalb Jahren den Hut nehmen. Alles andere als ein Ruhmesblatt für Bagel-Trah.