Online-Handelsriese

JD-Patriarch Liu gibt Verant­wortung ab

Mit Richard Liu, dem Gründer, Chairman und Chief Executive des Online-Handelsriesen JD.com, gibt ein weiterer chinesischer Tech-Milliardär die Führung des Tagesgeschäfts in seinem Unternehmen ab. Damit nimmt er sich auch etwas aus der Schusslinie...

JD-Patriarch Liu gibt Verant­wortung ab

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Mit Richard Liu, dem Gründer, Chairman und Chief Executive des Online-Handelsriesen JD.com, gibt ein weiterer chinesischer Tech-Milliardär die Führung des Tagesgeschäfts in seinem Unternehmen ab. Damit nimmt er sich auch etwas aus der Schusslinie der laufenden Pekinger Regulierungskampagne im Internet- und Techsektor. Wie JD.com am Donnerstag in einer Mitteilung an die Hongkonger Börse wissen ließ, wird Liu mit sofortiger Wirkung den Posten des Chief Executive an seinen Vertrauensmann Xu Lei abgeben.

Steiler Aufstieg

Die Entscheidung hatte sich bereits angebahnt. Jahrelang hatte Liu als Alleinherrscher gewaltet und sämtliche JD-Geschäftssparten selbst gemanagt. Im vergangenen September delegierte Liu aber schließlich eine Reihe operativer Leitungsaufgaben. Dabei war der für die E-Commerce-Kernsparte JD Retail zuständige Xu in den Rang eines President des JD-Konzerns und damit zum zweiten Mann hinter Liu befördert worden. Nun wird Xu mit dem weiteren Aufstieg zum CEO auch in das sechsköpfige Board von JD.com einziehen, das Liu als Chairman und mit Abstand größter Stimmrechtsinhaber allerdings weiterhin regiert.

In der Mitteilung vom Donnerstag heißt es, dass Firmengründer Liu nach wie vor für die Bestimmung der langfristigen strategischen Linie verantwortlich sein werde. Daneben werde er verstärkt eine „Mentoren-Rolle“ übernehmen, um jüngere Managementkräfte zu fördern. Außerdem werde Liu sich vor allem für Projekte zur „Revitalisierung ländlicher Regionen in China“ einsetzen. Letzteres entspricht der mittlerweile von allen führenden chinesischen Tech-Gründern geforderten Unterwerfungsgeste an die Pekinger Parteispitze. Die Unternehmer betonen ihr Engagement in karitativen Projekten im Dienste der vom Staatspräsidenten ausgerufenen Agenda der „Wohlstandsförderung für alle“.

Erzwungene Philantrophie

Seit den ersten Ansätzen der mittlerweile ausufernden Pekinger Regulierungskampagne sind immer mehr chinesische Tech-Milliardäre von der Parteiführung indirekt dazu gezwungen worden, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Mit dem Ziel, dass sie ihre Zeit und Fähigkeiten stattdessen mehr für philantropische Tätigkeiten einsetzen. Neben Jack Ma, dem mittlerweile in China politisch geächteten Gründer des führenden Online-Händlers Alibaba, sind auch die Miteigner und Chefs der Techriesen Bytedance (Zhang Yiming), Pinduoduo (Colin Huang) und Kuaishou Technology (Su Hua) diesen Weg gegangen. Alle drei haben in jüngster Zeit unternehmerische Verantwortung abgegeben, um stattdessen vor allem gegenüber der Regierung in Peking soziale Verantwortung zu demonstrieren.