„Keine Alternative zum Klimapfad“
„Keine Alternative zum Klimapfad“
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Dämmung, Wärmepumpen, Solaranlagen – das sind Kernpunkte der Klimastrategie des Wohnimmobilienkonzerns Vonovia. Hinzu kommen Elemente wie intelligente Heizungssteuerung, innovative Sanierungskonzepte und Kreislaufwirtschaft bei Baustoffen. Das Ziel lautet, bis zum Jahr 2045 den Gebäudebestand nahezu klimaneutral zu machen.
Bis dahin ist es ein langer Weg. Wo der Dax-Konzern aktuell steht, weiß Catrin Coners. Bei ihr laufen die Fäden in Sachen Nachhaltigkeit zusammen. Coners leitet den Bereich Nachhaltigkeit & Strategie des größten deutschen Vermieters. Die 55-Jährige verantwortet das Nachhaltigkeitsreporting und entwickelt die Nachhaltigkeitsstrategie des Dax-Unternehmens weiter. Angesiedelt ist ihre Abteilung beim Vorstandschef: „Mein Vorgesetzter ist CEO Rolf Buch. Schon das zeigt, welch hohen Stellenwert Nachhaltigkeit für uns im Unternehmen hat“, sagt Coners.
Querschnittsaufgabe
Die Betriebswirtin beschreibt ihren Job als Querschnittsaufgabe. Entsprechend eng ist der Austausch mit anderen Fachabteilungen und den operativen Funktionen, etwa mit Blick auf die operative Umsetzung, die Erstellung der Berichte und die Weiterentwicklung der Strategie. Ihr Team umfasst sechs Mitarbeiter. „Hinzu kommen die Kolleginnen und Kollegen in Abteilungen wie Umweltcontrolling, Portfoliomanagement und Human Resources, welche auf verschiedenen Ebenen mit uns zusammenarbeiten.“
Nach dem Studium in Göttingen war Coners von 1994 bis 1998 als Strategieberaterin bei Boston Consulting tätig. 1999 wechselte sie in die Wohnungswirtschaft und arbeitete in verschiedenen Funktionen für Viterra und Deutsche Annington, die Vorläufergesellschaft von Vonovia. Seit Anfang 2020 baut sie den neuen Bereich Nachhaltigkeit/Strategie auf.
„Nachhaltigkeit ist mir schon mit Blick auf meine beiden Kinder ein persönliches Anliegen“, sagt Coners. „Wir haben zu Hause eine PV-Anlage auf Dach und Garage installiert und die Warmwasseraufbereitung auf Wärmepumpe umgestellt.“ Seit kurzem fährt sie ein Elektroauto. „Nachhaltigkeit und Energiewende müssen von allen gelebt werden. Das wird jeden einzelnen Bürger Engagement und Verantwortung abverlangen.“
Auf die rapide gestiegenen Zinsen und die Preissprünge bei Baumaterialien hat Vonovia, wie andere Immobilienkonzerne, mit Kürzungen bei den Modernisierungsinvestitionen reagiert. Man müsse Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit im Auge behalten, sagt Coners. „Daher nehmen wir temporär Geschwindigkeit raus, halten aber das Klimaziel im Blick.“ Die Herausforderung sei, den Pfad zur CO2-Neutralität einzuhalten und gleichzeitig die Mieten bezahlbar zu halten. „Vonovia hat sich auf einen verbindlichen Klimapfad festgelegt. Dazu gibt es keine Alternative.“
Umfangreiches Reporting
Zu ihren Erfolgen zählt Coners, dass CO2- und andere Nachhaltigkeitsziele in kurzer Zeit in das Steuerungssystem und in die Vergütung integriert wurden. „Die nichtfinanziellen Ziele stehen gleichberechtigt neben den finanziellen“, versichert sie. Abgebildet werden sie im Sustainability Performance Index (SPI), der die jährliche CO2-Einsparung im Gebäudebestand, die Energieeffizienz von Neubauten, die Mitarbeiter- und die Kundenzufriedenheit, Diversität und die Barrierefreiheit im Bestand berücksichtigt. „Der SPI zählt neben dem Group FFO (Funds from Operations), dem adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie dem Nettovermögenswert je Aktie zu den vier zentralen Kennzahlen, nach denen wir das Unternehmen steuern.“
Breiten Raum nimmt in ihrer Arbeit das umfangreiche Reporting ein - ein Feld, in dem es derzeit viel Bewegung gibt. „Bereits seit drei Jahren prüfen Wirtschaftsprüfer unsere Berichtsformate“, sagt Coners. „Außerdem unterziehen wir uns verschiedenen ESG-Ratings.“ Coners versteht ihre Funktion aber nicht als Schreibtischjob. Regelmäßig schaut sie sich vor Ort an, wie die Dekarbonisierung der Quartiere vorankommt.