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Lord Rothermere regiert fortan bei Daily Mail & General Trust

Jonathan Harmsworth wird den Chefsessel der Muttergesellschaft der „Daily Mail“ übernehmen. Seine Familie nahm sie dieses Jahr von der Londoner Börse, wo sie 90 Jahre lang notiert war.

Lord Rothermere regiert fortan bei Daily Mail & General Trust

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Der auch als Lord Rothermere bekannte Zeitungserbe Jonathan Harmsworth (54) wird künftig das Tagesgeschäft von Daily Mail & General Trust (DMGT) führen. Die Familie hatte die seit 90 Jahren an der London Stock Exchange notierte Muttergesellschaft der „Daily Mail“ dieses Jahr von der Börse genommen (vgl. BZ vom 17.12.2021). CEO Paul Zwillenberg legt sein Amt Ende des Monats nieder. Er hatte es sechs Jahre lang inne. Sein Ausscheiden sei die unvermeidliche Konsequenz des Erfolgs der Strategie, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren unter seiner Führung verfolgt habe, schrieb er den Mitarbeitern. Ebenso wie Finanzchef Tim Collier, der seinen Abgang bereits im vergangenen Jahr angekündigt hatte, bleibt Zwillenberg DGMT als Berater erhalten.

Rothermere fungierte seit dem Tod seines Vaters als Chairman der Gruppe. Die Corporate Governance börsennotierter Gesellschaften sorgte dafür, dass der Absolvent der Duke University nicht gleichzeitig CEO sein konnte. Zuletzt kehrte der langjährige „Daily Mail“-Chefredakteur Paul Dacre zurück, den ein Teil der in Großbritannien regierenden Konservativen gerne zum Chef der Rundfunkaufsicht Ofcom gemacht hätte. Durchsetzen konnten sie sich damit nicht. „Nachdem wir das Unternehmen Anfang des Jahres von der Börse genommen haben, sind wir jetzt Herren unseres Schicksals“, sagte Rothermere. Dass man sich dabei auf eine „strahlende Zukunft“ freuen könne, sei größtenteils Zwillenberg zu verdanken.

Neben dem Flaggschiff „Daily Mail“, das neben der „Sun“ zu den meistverkauften britischen Zeitungen gehört, sind auch das Gratisblatt „Metro“ und der „New Scientist“ Teil der Gruppe. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Rothermere weiter zukaufen wird, um seine Druckereien besser auszulasten. Vom Finanzinformationsdienst Euromoney trennte er sich ebenso wie vom Versicherer RMS und der Beteiligung am Immobilienportal Zoopla. Die DGMT-Beteiligung am Online-Gebrauchtwagenhändler Cazoo nutzte Rothermere zur Teilfinanzierung des Delistings.

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