Technologieunternehmen

Lufthansa Technik in Führungs­turbulenzen

Der bisherige COO Sören Stark rückt zur Jahresmitte 2022 als neuer CEO an die Spitze der Techniktochter der Lufthansa und übernimmt den Posten von Dr. Johannes Bußmann, wie das Unternehmen mitteilt.

Lufthansa Technik in Führungs­turbulenzen

cru – Lufthansa Technik bekommt vor dem möglichen Eigentümerwechsel überraschend einen neuen Chef. Der bisherige COO Sören Stark, der im Vorstand das operative Geschäft der Techniktochter der Lufthansa verantwortet, rückt schon zur Jahresmitte 2022 als neuer CEO an die Spitze, wie das Unternehmen mit Sitz in Hamburg mitteilt. Der 55-Jährige übernimmt den Spitzenposten von Dr. Johannes Bußmann.

Der 53-Jährige tritt nach mehr als sieben Jahren in seiner aktuellen Funktion und zehn Jahren im Vorstand zurück. Er übernehme in Kürze den „Vorstandsvorsitz eines großen deutschen Technologieunternehmens“. Der Name dieses Unternehmens wird aber auch auf Anfrage noch nicht verraten. Mit der Sache vertraute Personen bezeichnen den Wechsel als „unerwartet“.

Beim raschen Führungswechsel dürften die Überlegungen für den möglichen Teil-Börsengang oder den Verkauf eines Minderheitenanteils an Lufthansa Technik – begleitet von der Investmentbank J.P. Morgan – eine Rolle spielen, auch wenn diese Optionen noch nicht abschließend ausgelotet sind. Aus Unternehmenskreisen wird dagegen betont, darum gehe es überhaupt nicht. Bußmann wolle „schlicht noch einmal etwas Neues ausprobieren“.

Als einer der möglichen Kaufinteressenten für eine Lufthansa-Technik-Beteiligung gilt indes der kanadische Finanzinvestor Brookfield, der sich zuletzt erfolglos um den Kauf der Ex-Thyssenkrupp-Aufzugstochter TK Elevator und der Siemens-Windradgetriebetochter Flender beworben hatte. Der Unternehmenswert der Lufthansa Technik wird auf mehr als 5 Mrd. Euro geschätzt.

Unternehmen im Umbau

Die Techniktochter der Lufthansa arbeitet mit mehr als 20000 Beschäftigten für mehr als 800 Kunden in aller Welt – nur 30% vom Umsatz entfallen auf die Mutter Lufthansa. Der operative Gewinn (Ebit) erreicht in normalen Zeiten ohne Pandemie rund 500 Mill. Euro – wenngleich sich das Unternehmen gerade in einer scharfen Restrukturierung zur Kostensenkung befindet. Im Geschäftsjahr 2020 hat Lufthansa Technik einen Verlust von 383 Mill. Euro eingefahren.

Vor seinem Aufstieg in den Vorstand im Jahr 2019 verantwortete der neue CEO Stark leitende Funktionen bei Lufthansa Cargo und Lufthansa Technik. So leitete er drei Jahre das Vorstandsressort Operations der Lufthansa Cargo AG, bevor er für „Technical Operations und Logistics“ verantwortlich wurde. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates soll er seine neue Aufgabe an der Spitze am 1. Juli 2022 übernehmen.

„Zeit für neue Aufgaben“

Starks Vorgänger Bußmann, der nach Angaben des Unternehmens die Wachstumsstrategie umsetzte, hatte 1999 seine Karriere bei Lufthansa Technik in Hamburg als Entwicklungsingenieur begonnen. Nach verschiedenen Positionen in Marketing und Vertrieb übernahm er zunächst 2007 die Leitung der Komponentenversorgung, 2011 die des Triebwerk-Services, bevor er 2012 in den Vorstand von Lufthansa Technik berufen wurde. 2015 übernahm er die Leitung des nach eigenen Angaben weltweit führenden Anbieters von technischen Dienstleistungen in der Luftfahrt, nachdem der promovierte Ingenieur zuvor drei Jahre das Personalressort verantwortet hatte.

„Jetzt ist es an der Zeit, mich anderen Aufgaben außerhalb der Luftfahrt zu stellen, worauf ich mich schon sehr freue“, sagte Bußmann. Lufthansa-Technik-Aufsichtsratschef Dr. Detlef Kayser, der zugleich COO im Vorstand der Lufthansa ist, dankte Bußmann: „Er hat mit seiner Mannschaft das Unternehmen sicher durch die Krise geführt, vor allem aber hat er einen besonderen Anteil an der Erfolgs- und Wachstumsgeschichte der vergangenen Jahre.“

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