Mélenchon will Premierminister werden
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Er ist in der ersten Runde gescheitert, allerdings sehr knapp. Entsprechend groß sind die Ambitionen, die Jean-Luc Mélenchon nun hegt. Der Linkspopulist, der bei dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen mit 21,95% nur einen minimalen Abstand zur Zweitplatzierten Marine Le Pen (23,4%) aufwies, träumt nun davon, Frankreichs Regierungschef zu werden. „Ich werde Premierminister sein, nicht dank der Gunst von Emmanuel Macron oder von Marine Le Pen, sondern weil mich die Franzosen gewählt haben“, sagte er dem Fernsehsender BFMTV. „Ich bitte die Franzosen, mich als Premierminister zu wählen, in dem sie bei den Parlamentswahlen im Juni mehrheitlich für la France insoumise (LFI) und die Mitglieder der Volksunion stimmen.“
Die Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni seien eine dritte Runde der Präsidentschaftswahlen, so Mélenchon. Tatsächlich steht dabei für das künftige Staatsoberhaupt Frankreichs einiges auf dem Spiel. Denn egal wer aus der Stichwahl am kommenden Sonntag als Sieger hervorgeht, dürfte in der Nationalversammlung auf keine Mehrheit kommen. 2017 hatte der damals als Außenseiter angetretene Macron von der Lust der französischen Wähler profitiert, seiner neuen Partei La République en marche (LREM) eine Chance zu geben und dafür die beiden bis dahin in der V. Republik dominierenden Parteien abzustrafen. Inzwischen hat sich dieser Effekt aber abgenutzt; Macron zählt sozusagen selbst zum Establishment.
Der 70-jährige Mélenchon ist zum dritten und letzten Mal bei den Präsidentschaftswahlen angetreten. In seiner Jugend war er Trotzkist. Danach gehörte er bis 2008 den Sozialisten an, bevor er nach dem Vorbild der deutschen Linken zunächst die Partei La Gauche gründete, später dann LFI.