„Meme Lord“ sorgt bei Bed, Bath & Beyond für Panik
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Milliardär Ryan Cohen schickt einen „Meme Stock“ auf Talfahrt: Die Aktie von Bed, Bath & Beyond ist am Freitag im frühen New Yorker Handel um mehr als 40% eingebrochen, nachdem der Unternehmer seine Position bei dem Haushaltswaren-Einzelhändler vollständig liquidierte. Bei „Meme Stocks“ handelt es sich um Werte, die zumeist von Kleinanlegern über in Internetforen verabredete Kaufaktionen angetrieben werden – meist mit dem Ziel, short positionierten Hedgefonds zu schaden. Cohen wird von seiner Online-Fangemeinde als „Meme Lord“ gefeiert, da er großvolumig bei Titeln wie der nach Leerverkaufsattacken gebeutelten Gamestop einstieg. Bei dem Videospiel-Einzelhändler amtiert er seit Juni 2021 auch als Vorsitzender des Verwaltungsrats.
Im März des laufenden Jahres trat Cohen, der als Experte für digitale Geschäftsmodelle gilt und den Haustierbedarfsanbieter Chewy gründete, mit seiner Firma RC Ventures dann erstmals als aktivistischer Investor bei Bed, Bath & Beyond auf. Die Mitteilung löste eine Kursrally aus: Anleger reagierten begeistert auf die Pläne des Unternehmers, die Konzernstrategie zu überarbeiten. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass der gebürtige Kanadier sich Call-Optionen auf 1,67 Millionen Aktien des Unternehmens gesichert hatte. Erneut werteten dies zahlreiche individuelle Investoren als Kaufsignal, der Kurs schoss zwischen Ende Juli und Mitte August um über 450% in die Höhe – aufgrund der überbordenden Aktivität musste der Handel mit dem Titel zeitweise ausgesetzt werden. Auch über den Optionsmarkt positionierten sich zahlreiche Anleger für weitere Kursanstiege.
Am späten Mittwochabend dann der Schock: Cohen äußerte in einer Meldung an die Börsenaufsicht SEC die Absicht, seine Position abzubauen. Den Handel am Donnerstag beendeten Bed, Bath & Beyond bereits mit einem Minus von 20%. Nachdem klar wurde, dass Cohen sein komplettes Investment liquidiert hatte, brach Panik aus.
Laut dem Informationsdienstleister Bloomberg hat der Milliardär mit seinen Trades um den Haushaltswarenanbieter binnen weniger Monate über 60 Mill. Dollar Profit gemacht. Investoren werfen Cohen deshalb Marktmanipulation vor: Der „Meme Lord“ habe das „Pump and Dump“-Prinzip angewandt, bei dem Großinvestoren einen Titel durch irreführende Aussagen künstlich antreiben und ihre Aktien dann bei gutgläubigen Investoren abladen.
Marktteilnehmer wie Gary Black, Managing Partner beim Fondsberater The Future Fund, fordern eine Untersuchung der SEC. Dass Cohen aber tatsächlich in betrügerischer Absicht gehandelt hat, ist nicht belegt – daher ist laut Rechtsexperten auch unklar, ob der Tatbestand der Marktmanipulation erfüllt ist.
Gunst der Fans verspielt
In jedem Fall steigt durch den Ausstieg des Milliardärs die Unsicherheit um Bed, Bath & Beyond. Der Einzelhändler leidet unter einer Abwanderung von Kunden und einem niedrigen Cashflow. Seitdem CEO Mark Tritton Ende Juni seinen Chefposten abgeben musste, steht das Unternehmen zudem ohne dauerhaften Vorstandsvorsitzenden da. Ob viele der Retail-Investoren, die dem Haushaltswarenanbieter zur Seite gesprungen sind und sich nun die Finger verbrannt haben, auch weiterhin zur Unterstützung bereit sind, ist laut Analysten fraglich. „Meme Lord“ Cohen dürfte jedenfalls die Gunst vieler Fans verspielt haben.