Kaffeehauskette

Neuer Starbucks-CEO tritt vorzeitig ans Steuer

Laxman Narasimhan übernimmt bei Starbucks das Ruder. Der neue CEO beginnt in einem Umfeld, in dem die Kaffeekette wegen ihrer Reaktion auf Organisationsbemühungen von Mitarbeitern unter Druck steht.

Neuer Starbucks-CEO tritt vorzeitig ans Steuer

Von Alex Wehnert, New York

Bei der Kaffeehauskette Starbucks hat der neue CEO Laxman Narasimhan früher als angekündigt das Steuer in die Hand genommen. Der 55-Jährige agiert seit dem Wochenstart als Konzernchef und soll bereits die Hauptversammlung am Donnerstag leiten, teilte das Unternehmen mit. Ursprünglich war sein Start für den 1. April avisiert. Bereits seit September bereitet sich der indisch-amerikanische Geschäftsmann auf seine neue Rolle vor – zuvor war er CEO des britischen Konsumgüterkonzerns Reckitt Benckiser.

Unternehmensgründer Howard Schultz, der im vergangenen April interimsweise als Starbucks-Chef zurückgekehrt war und zuletzt nach eigenen Angaben in intensivem Austausch mit Narasimhan stand, sprach ihm sein Vertrauen aus.

Der neue CEO übernimmt in einem schwierigen Umfeld, muss sich Starbucks doch mit Bemühungen ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen, die sich gewerkschaftlich organisieren wollen. Die für die Überwachung von Arbeitsbeziehungen zuständige US-Bundesbehörde NLRB hatte am Freitag mitgeteilt, in 288 Starbucks-Filialen Gewerkschaften zugelassen zu haben. Insgesamt verfügt das Unternehmen in den Vereinigten Staaten über 9300 Zweigstellen.

Starbucks hält Mitarbeiter bisher dazu an, keine Gewerkschaften zu bilden. Die Ziele der Baristi, darunter eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen, seien in direkter Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einfacher erreichbar. Das NLRB wirft Starbucks indes vor, unter Verstoß gegen geltendes Arbeitsrecht Lohnverhandlungen in 21 Cafés mit gewerkschaftlicher Organisation unterbunden zu haben. Das Unternehmen weist die Anschuldigung zurück. Auf Narasimhans erster Hauptversammlung als Starbucks-CEO dürfte das Thema weit oben auf der Agenda stehen. Denn eine Investorengruppe um das Büro des Rechnungsprüfers der Stadt New York, dem die kommunalen Pensionsfonds unterstehen, fordert eine stärkere Kontrolle des Vorgehens der Kaffeehauskette in Bezug auf Gewerkschaftsbemühungen. Dies soll externe Prüfungen beinhalten. Starbucks fordert Aktionäre auf, gegen den Antrag zu stimmen – das Unternehmen werde eine „unabhängige Bewertung“ seines Vorgehens bezüglich der Vereinigungsfreiheit vornehmen. Bei Arbeitnehmervertretern löst der Starbucks-Chefwechsel unterdessen Hoffnung für künftige Verhandlungen aus. Denn Narasimhan vertrat öffentlich bisher eine weniger klare Haltung zu Gewerkschaften als Schultz, der Organisationsbemühungen von Mitarbeitern stets ablehnte. Der Starbucks-Gründer soll am 29. März noch vor einem Ausschuss des US-Senats zum Vorgehen der Kaffeehauskette in Bezug auf Gewerkschaften aussagen.