Robotik-Start-up

Neura Robotics schnappt sich nächsten Bosch-Manager

Nach dem Abschluss einer üppigen Finanzierungsrunde verstärkt sich das schwäbische Robotic-Start-up Neura Robotics mit einem weiteren ehemaligen Bosch-Manager. Der promovierte Physiker Oliver Wolst übernimmt bei dem Unternehmen nun die Aufgaben des CTO.

Neura Robotics schnappt sich nächsten Bosch-Manager

Neura schnappt sich nächsten Bosch-Manager

kro Frankfurt

Nach dem Abschluss einer üppigen Finanzierungsrunde verstärkt sich das schwäbische Robotic-Start-up Neura Robotics mit einem weiteren ehemaligen Bosch-Manager. Als Chief Technology Officer ist nun Oliver Wolst zum Unternehmen gestoßen, wie Neura Robotics am Mittwoch in Metzingen mitteilte. Der promovierte Physiker übernehme die mit der Position verbundenen Aufgaben von Jens Fabrowsky, der bislang in Doppelfunktion als CTO und Chief Operating Officer bei Neura tätig war.

Sowohl Wolst als auch Fabrowsky waren vor ihrem Wechsel zu dem Start-up jeweils über viele Jahre hinweg in diversen Führungspositionen im Technologiekonzern Bosch tätig. Auch Bernd Heinrichs, der im Oktober 2023 als Chief Growth Officer bei Neura angeheuert hatte, brachte mehrjährige Bosch-Erfahrung in die Firma ein. Er verließ das Unternehmen jedoch nach einem Jahr aus persönlichen Gründen wieder.

Für Wolst, der „umfassende Erfahrungen in der Automobil- und Elektronikindustrie“ mitbringe, gehe es nun darum, die „Innovationsroadmap“ im Bereich intelligenter und kognitiver Robotik zu gestalten sowie die Produktentwicklung zu beschleunigen, hieß es weiter. „Die kognitive Robotik ist das spannendste Technologiefeld unserer Zeit“, ließ sich der neue CTO zitieren. „Ihr Potenzial, unser Leben nachhaltig zu verändern, ist enorm.“

Neura Robotics baut Industrie- und Service-Roboter, die mithilfe von künstlicher Intelligenz autonom handeln und lernen können. Bekannt geworden ist die Firma u.a. durch einen humanoiden Roboter, der sich künftig in menschengemachten Umgebungen bewegen soll. 

Start-up wächst gegen den Trend

Das Start-up, das perspektivisch auch einen Börsengang anstrebt, hat gerade erst seine Series-B-Finanzierungsrunde abgeschlossen und dabei 120 Mill. Euro eingesammelt. Das Geld kam größtenteils von der italienischen Fiat-Gründerfamilie Agnelli, die sich über ihre Investmentgesellschaft Lingotto schon vor rund eineinhalb Jahren an Neura beteiligt hatte. Zu den weiteren Investoren gehören unter anderem HV Capital (ehemals Holtzbrinck Ventures), der Volvo Cars Tech Fund und  Vsquared Ventures aus München.

Die Nachfrage nach den Neura-Robotern ist zuletzt kräftig gestiegen. Das Start-up hat den Umsatz nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr um das Zehnfache gesteigert und einen Auftragsbestand von mehr als 1 Mrd. Euro angehäuft. Damit wuchs das Geschäft gegen den allgemeinen Branchentrend in Deutschland: Laut dem Fachbereich Robotik und Automation vom Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) war der Umsatz der deutschen Robotik-Industrie 2024 auch wegen der schwächelnden Autobranche um 6% auf gut 15 Mrd. Euro gesunken. Die Unternehmen rechnen im laufenden Jahr mit einem noch kräftigeren Minus von 9%.

Wagniskapitalinvestoren halten den Sektor offenbar trotzdem für vielversprechend. Laut Crunchbase waren 2024 weltweit rund 7,2 Mrd. Robotik-Start-ups geflossen und damit etwas mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr konnte sich neben Neura Robotics auch schon das Stuttgarter Software-Start-up Sereact über ein VC-Investment in Höhe von 25 Mill. Euro freuen. Die Firma entwickelt Software, die die Performance von Lagerhaus- und Produktionsrobotern verbessern soll. 

Um eine deutlich größere Summe geht es derzeit für das US-Start-up Skild AI. Die erst zwei Jahre alte Firma mit Sitz in Pennsylvania entwickelt ebenfalls Robotik-Software und steht laut Medienberichten in Verhandlungen mit der japanischen Softbank Group, die ein Investment in Höhe von 500 Mill. Dollar in Erwägung ziehen soll. Dabei stehe eine Bewertung von 4 Mrd. Dollar im Raum – mehr als doppelt so viel wie bei der letzten Finanzierungsrunde vom Juli 2024, in der Skild 300 Mill. Dollar einsammelte.

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