Amerikas Leitzins-LenkerLorie Logan

Offenmarkt-Strategin der Fed dringt auf effizientere Bilanz

Lorie Logan ist in unruhigen Zeiten eine gefragte Stimme. Die Chefin der Fed von Dallas gilt als führende Expertin für den Bilanzabbau der US-Notenbank, der wieder verstärkt in den Fokus rückt.

Offenmarkt-Strategin der Fed dringt auf effizientere Bilanz

Amerikas Leitzins-Lenker (3): Lorie Logan

Offenmarkt-Strategin dringt auf effizientere Fed-Bilanz

Von Alex Wehnert, New York

Als die Welt in die Krise stürzt, schlägt auch die Stunde von Lorie Logan. Die damalige Managerin des System Open Market Account der Federal Reserve übernimmt im Rahmen der Strategie der Notenbank in Antwort auf die Coronakrise entscheidende Verantwortung: Sie arbeitet an Design und Umsetzung neuer Notfallfazilitäten mit, die nach dem durch die Pandemie ausgelösten Crash im März 2020 einen geordneten Ablauf an den Märkten sicherstellen und die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte stützen sollen. Dabei kann sie auf ihre Erfahrung aus der Finanzkrise 2008 zurückgreifen, in deren Zuge sie entscheidend an der Ausweitung der Fed-Bilanz mitarbeitete und somit versuchte, die systemischen Auswirkungen der Turbulenzen am US-Häusermarkt zu begrenzen.

Quantitative Straffung im Fokus

Zuletzt sind die Anleihekäufe der Notenbank erneut in den Fokus gerückt, nachdem Ökonomen den Bilanzabbau zwischenzeitlich schon als langweilige Übung abgetan hatten – und wieder ist Logans Expertise gefragt. Die aus dem 10.000-Einwohner-Städtchen Versailles in Kentucky stammende studierte Politikwissenschaftlerin mit Master-Abschluss der Columbia University ist zwar nicht mehr bei ihrer Stamm-Fed in New York tätig, bei der sie 1999 als Finanzanalystin einstieg. Vielmehr ist sie seit August 2022 Präsidentin des Notenbank-Ablegers in Dallas und nimmt als alternierendes – und 2026 als volles – Mitglied des Offenmarktausschusses entscheidenden Einfluss auf die US-Zinsentwicklung. Vielmehr noch hört der Markt aber auf ihre Einschätzungen zur quantitativen Straffung der Fed.

Seit Mitte 2022 hat die Notenbank ihre Bilanzsumme von nahezu 9 auf rund 6,76 Bill. Dollar reduziert, um langfristigen inflationären Trends gegenzusteuern. Auf der Zinssitzung im März beschlossen die US-Währungshüter nach vorherigen Renditeanstiegen am langen Ende der Kurve indes, die Geschwindigkeit ihres Tightening weiter zu verringern. So will die Fed monatlich Treasuries im Volumen von bis zu 5 Mrd. Dollar von der Bilanz rollen lassen. Zuvor galt ein Limit von 25 Mrd. Dollar. Fed-Chef Jerome Powell bezeichnete dies als „Anpassung nach gesundem Menschenverstand“. So will die Notenbank verhindern, dass sie die Liquiditätszufuhr an die Märkte abwürgt.

Dissens innerhalb der Notenbank

Allerdings gibt es dazu abweichende Meinungen in Reihen der Fed. Notenbank-Gouverneur Christopher Waller stimmte der Tempo-Reduktion beispielsweise nicht zu. Das bisherige „Redemption Limit“ sei ausreichend, um eine effiziente und effektive Geldpolitik zu gewährleisten. Die Fed verfüge über die notwendigen Werkzeuge, um durch das Quantitative Tightening entstehende Schocks abzufedern.

So hat die Notenbank die im Nachgang der Finanzkrise 2008 stillgelegte Standing Repo Facility 2021 wieder eingeführt. In deren Rahmen geht sie Übernacht-Geschäfte mit ausgewählten Banken ein, die darüber aufgenommene Mittel bei Zinsanstiegen am regulären Repomarkt verleihen und somit Arbitrage einfahren können. Das dadurch geschaffene Cash-Angebot soll verhindern, dass die Raten auf Repogeschäfte wie während der Marktturbulenzen 2019 explodieren.

Liquidität verschiebt sich

Logan räumte zuletzt ein, dass Liquidität nicht mehr im Überschuss vorhanden sei. Sie verschiebe sich von Banken, deren bei der Fed hinterlegte Reserven sich noch auf über 3 Bill. Dollar beliefen, in andere Segmente. Dies zeige sich an der volatilen Entwicklung von Übernachtzinsen wie Sofr. An der Entstehung des als Nachfolger des skandalträchtigen Libor eingeführten Interbankensatzes wirkte Logan, die bei der Fed für die Marktanalyse zuständig war und die Notenbank auch bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich vertrat, entscheidend mit.

Die Chefin der Fed von Dallas betont mit Blick auf die Liquiditätsentwicklung allerdings, die Fed müsse „temporären Druck tolerieren, um wieder zu einer effizienten Bilanzgröße zu gelangen“. Die Fed solle nicht mehr Wertpapiere halten als absolut nötig und ihre Bilanz so gestalten, dass sie innerhalb der US-Wirtschaft niemanden besser stellen könne, ohne einen anderen Teilnehmer zu benachteiligen. Ziel müsse es sein, die Geldmarktzinsen möglichst nah an die Zielmarken für den Leitsatz der Fed heranzuführen. Dafür müsse die Notenbank zwar beweglich bleiben, aber auch gewisse Fluktuationen am Repomarkt in Kauf nehmen.

Familie als Inspiration

Dabei räumt Logan, die das lokalpolitische Engagement ihrer Familie in Kentucky als Inspiration für ihre Karriere anführt, der langfristigen Preisstabilität oberste Priorität ein. Zuletzt haben die hartnäckige Inflation und die sprunghafte Handelspolitik der US-Regierung es Amerikas Leitzins-Lenkern erschwert, klare Urteile zur Liquiditätssituation an den Märkten zu treffen. Wall-Street-Insider befürchten nun, dass sich der Bilanzabbau der Fed trotz Tempo-Reduktion noch länger fortsetzen wird. Investoren dürften den Einschätzungen der Offenmarkt-Strategin Logan damit aufmerksam lauschen.

Zuletzt erschienen: Das „Staatsoberhaupt der Wall Street“ vor schwierigen Zeiten (1) Der gefallene Prinz will sein Erbe nicht verlieren (2)


Die bisher erschienenen Teile der Serie „Amerikas Leitzins-Lenker“ finden Sie hier.

Zuletzt erschienen Der gefallene Prinz will sein Erbe nicht verlieren (18.3.2025)  „Staatsoberhaupt der Wall Street“ vor schwierigen Zeiten (11.3.2025)

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