One Square Advisors äußert „Entsetzen“ über Verhaftung
Das auf Restrukturierungsfälle spezialisierte Beratungsunternehmen One Square Advisors hat die Verhaftung seines Managing Partners Frank Günther bestätigt. Man habe die Festnahme „mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen“ heißt es in einem Schreiben, das von Co-Geschäftsführer Wolf Waschkuhn unterzeichnet wurde. Waschkuhn und Günther sind die beiden ranghöchsten Manager des Hauses. In dem Schreiben heißt es weiter: „Wir sind überzeugt, dass sich die Vorwürfe gegen Herrn Günther als haltlos erweisen werden.“
Sympatex-Investoren verloren Geld durch Schuldenschnitt
Die Staatsanwaltschaft ist offenbar der Ansicht, Günther habe Anleger bei der Restrukturierung des Textilunternehmens Sympatex vorsätzlich geschädigt, berichtet das „Handelsblatt“. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Freitag auf Anfrage nicht zu den konkreten Vorwürfen gegen ihn. Im Fall Sympatex steht der Vorwurf im Raum, die Anleger seien über die wirkliche finanzielle Lage des Textilherstellers getäuscht worden. Günther war als gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger berufen worden, die einen Mini-Bond von Sympatex gezeichnet hatten. Sie stimmten 2017 einem Schuldenschnitt um 90% zu und verloren weite Teile ihres Investments.
Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Anleihegläubiger in den Schuldenschnitt getrieben worden sein könnten, weil ihnen als Alternative eine Insolvenz mit noch schlechteren Quoten in Aussicht gestellt wurde. Berichten zufolge geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Sympatex-Eigner und mutmaßliche Helfer über Strohfirmen Anleihen aufgekauft haben sollen, um darüber die Mehrheiten für die Abstimmung über den Schuldenschnitt zu organisieren. Die Sympatex-Eigner Stephan Goetz und Stefan Sanktjohanser wurden im Zuge der Ermittlungen in Untersuchungshaft genommen, der Haftbefehl gegen Goetz wurde in dieser Woche gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Anklage wurde bislang noch nicht erhoben. Mittel für die Transaktion sollen Goetz und Sanktjohanser laut Medienberichten auch von einem Family Office der Unternehmerfamilie Otto erhalten haben. Goetz ist mit einem Mitglied der Otto-Familie verheiratet.
Eine Beeinträchtigung des Geschäftes haben wir nicht gesehen noch befürchte ich sie deshalb jetzt.
One-Square-Geschäftsführer Wolf Waschkuhn
One Square betont, das Beratungshaus stehe „für Innovation, Qualität und 100%-igem Commitment zu unseren Kunden, für die unsere Redlichkeit und Integrität immer außer Frage stand“. In den zurückliegenden Stunden hätten zahlreiche Kunden sich beim Führungsteam „persönlich gemeldet, um Solidarität zu bekunden und Unterstützung anzubieten“, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Schreiben von Waschkuhn. „Eine Beeinträchtigung des Geschäftes haben wir nicht gesehen noch befürchte ich sie deshalb jetzt“, lautet das Fazit des Geschäftsführers.
Im Fall Sympatex laufen Ermittlungen gegen mehrere Beschuldigte, etwa wegen Verdachts auf Betrug, Marktmanipulation und Untreue. Soweit bekannt, weisen alle Beschuldigten die Vorwürfe zurück. Goetz und Sanktjohanser sind im Markt als Gründer der Unternehmensberatung Goetzpartners bekannt geworden. Mittlerweile ist der Investor Kartesia bei Goetzpartners eingestiegen, Führungskräfte des Beratungshauses haben sich über einen Management-Buy-out beteiligt.