Milan Nedeljkovic

Produktionschef von BMW übt den Spagat

Der Produktionsvorstand von BMW muss das Unternehmen mit seinem weltweit verzweigten Standortnetz schrittweise auf das Zeitalter der Elektromobilität um­stellen und gleichzeitig in der Fertigung die Chip- und Rohstoffknappheit bewältigen.

Produktionschef von BMW übt den Spagat

Von Stefan Kroneck, München

Die Sachzwänge in der Autoindustrie verlangen Milan Nedeljkovic derzeit viel ab. Der Produktionsvorstand von BMW muss das Unternehmen mit seinem weltweit verzweigten Standortnetz schrittweise auf das Zeitalter der Elektromobilität um­stellen und gleichzeitig in der Fertigung die Chip- und Rohstoffknappheit bewältigen. Der Topmanager übt den Spagat angesichts des Drucks von außen. Damit steht der promovierte Maschinenbauingenieur vor den gleichen Herausforderungen wie seine Amtskollegen von den Wettbewerbern Daimler und dem Mehrmarkenkonzern Volkswagen. Der Münchner Autohersteller kommt derzeit besser mit dem Mangel zurecht als mancher Konkurrent. Im laufenden Jahr wird BMW nach eigenen Angaben bis zu 90000 Fahrzeuge weniger fertigen, als man hätte unter normalen Umständen bauen können. Andere liegen deutlich höher.

Der aus Serbien stammende Produktionschef ist gezwungen, das ausgeklügelte System der Fertigung so zu koordinieren, dass Ausfälle möglichst gering gehalten werden. Ein-Schicht-Betriebe und teils abermals kurzweilige Bänderstopps gehören zum Repertoire, um durch dieses Tief zu kommen. Die BMW-Führung rechnet damit, dass sich die Lage in der zweiten Hälfte 2022 entspannt. Bis dahin muss Nedeljkovic weiter sein Improvisationstalent unter Beweis stellen. „Wir haben es gut geschafft, uns in diesem Jahr da hindurchzumanövrieren“, sagte er jüngst.

Vertrauter des CEO

Der 52-Jährige gehört zu den engsten Vertrauten von Konzernchef Oliver Zipse. Anfang Oktober 2019 rückte der Manager in das oberste Führungsgremium auf. „Uns verbindet das gleiche Verständnis von Führungskultur, klarer Verantwortung und einer konsequenten Ausrichtung auf die Zukunft“, ließ sich der Vorstandsvorsitzende zu Nedeljkovics Karrieresprung zitieren. Für das Unternehmen war es auch ein Schritt, die Führungsmannschaft zu verjüngen (vgl. BZ vom 26.9.2019). Nedeljkovic folgte seinerzeit in dieser Position auf Zipse, der zuvor den Posten des CEO vom amtsmüde gewordenen Harald Krüger übernommen hatte. Zipse verantwortete zuvor ebenfalls das Ressort Produktion im Vorstand.

Fünf Monate nach seiner Ernennung zum Vorstand folgte mit Covid-19 die Bewährungsprobe. Im Frühjahr 2020 musste BMW wie die gesamte Branche die Bänder pandemiebedingt mehrere Wochen stilllegen. Der Absatz brach ein, der Konzern schrieb Verluste. Die Erholung von der Krise vollzog sich aber rasch.

Nedeljkovic ist ein Eigengewächs von BMW. Seit 28 Jahren arbeitet er für das weiß-blaue Dax-Mitglied, seit 22 Jahren in verschiedenen Führungspositionen. Der frühere Leiter der Werke Leipzig und München führte früher den Bereich Unternehmensqualität. Dort legte er den Schwerpunkt auf Digitalisierung und Datenanalyse. Bei der Transformation zur Elektromobilität kann er diese Erfahrungen gut gebrauchen.

Hält am Konzern-Tempo fest

Wenn es um die Zukunftstechnologien geht, vertritt Nedeljkovic wie sein Förderer eine klare Linie. Anders als die Volkswagen-Tochter Audi will sich BMW noch nicht auf einen Termin für den vollständigen Ausstieg aus herkömmlichen Verbrennungsantrieben festlegen. Solange noch nicht klar sei, mit welcher Dynamik batteriegetriebene Elektrofahrzeuge Autos mit Benzin- und Dieselmotoren verdrängen würden, werde die Unternehmensführung „kein Enddatum für den Verbrenner“ nennen, sagte er im Juli zum Serienstart des E-Modells iX. Nichtsdestotrotz stellt sich BMW ebenfalls konsequent auf das Elektrozeitalter ein. Nach früheren Angaben soll 2030 mindestens die Hälfte des weltweiten Absatzes bei BMW aus vollelektrischen Modellen bestehen.

Mit dem Produktionsstart des ersten reinelektrischen Modells i4 läutet BMW in seinem Münchner Stammwerk die Abkehr vom Verbrennungsmotor ein. In den nächsten Jahren sollen dort Autos mit Elektro-, Hybrid-, Diesel- und Benzinmotoren noch vom selben Band laufen. Für 200 Mill. Euro hat der Autobauer sein 100 Jahre altes Stammwerk entsprechend umgebaut. „Bereits ab 2023 besitzt mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge aus München einen elektrifizierten Antrieb“, sagte Nedeljkovic dieser Tage. „Der überwiegende Teil davon wird vollelektrisch motorisiert sein.“

Schafft er den Umbau reibungslos, könnte er sich damit für noch höhere Aufgaben empfehlen. Denn die Konzernfertigung ist im BMW-Vorstand ein Schlüsselressort, rekrutierte doch das Unternehmen in der Regel seine Vorstandsvorsitzenden aus diesem Bereich.

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