Nach Verwaltungsratschef Stefan Kirsten und Finanzchef Thomas Echelmeyer verlässt nun auch CEO Thierry Beaudemoulin den angeschlagenen Wohnungskonzern Adler Group. Damit hat der in Luxemburg ansässige Vermieter die drei Kernfunktionen neu besetzt. Alle drei Wechsel erfolgten sehr kurzfristig. Zum neuen CEO hat der Verwaltungsrat Karl Reinitzhuber bestellt. Er tritt sein Amt bereits zum 1. Dezember an.

Im Februar 2024 ging Kirsten von Bord, weil die Gesundheit nicht mehr mitspielte. Er legte sein Amt nach zwei Jahren mit sofortiger Wirkung nieder. Seither leitet Stefan Brendgen den Verwaltungsrat. Ende September gab Adler bekannt, dass Echelmeyer nach gut zwei Jahren mit sofortiger Wirkung geht. Nachfolger ist Thorsten Arsan, der von Peach Property Group kam, einem in der Schweiz ansässigen Wohnungsvermieter, dessen Immobilien sich ganz überwiegend in Deutschland befinden.

Brendgen stellt den CEO-Wechsel in den Zusammenhang, dass Adler nach Abschluss der Rekapitalisierung und dem Verkauf der Tochter Brack Capital Properties in die nächste Phase gehe: „Wir priorisieren jetzt neu.“ Im Fokus stünden vor allem die effiziente Bewirtschaftung des Bestands und der Verkauf der Immobilienprojekte, um den man sich intensiver als bisher kümmern wolle. Adler werde weiter schrumpfen. Wohin der Weg letztlich führt, lässt der Verwaltungsratschef ausdrücklich offen. Er wolle keine Aussage treffen, „wie das End-Game aussieht“, sagt Brendgen. Es geht um die Frage, ob Adler abgewickelt wird oder am Markt bleibt.

Beaudemoulin geht den Angaben zufolge auf eigenen Wunsch. Der 1971 in Montreuil geborene Manager wolle neue Herausforderungen angehen. Er bleibt Adler als Berater verbunden. Auch seinen Platz im Verwaltungsrat übernimmt Reinitzhuber. Beaudemoulin kam im Zuge der im Dezember 2019 eingefädelten Fusion der Wohnungskonzerne Ado Properties und Adler Real Estate und der Übernahme des Projektentwicklers Consus zur heutigen Adler Group. Zuvor leitete er von März 2006 bis Oktober 2019 das Deutschlandgeschäft des französischen Immobilienkonzerns Covivio. „Beaudemoulin hat einen herausragenden Job gemacht“, sagt Brendgen. Doch unumstritten war der CEO extern keinesfalls. Denn die weitreichenden Anschuldigungen wie Betrug, Täuschung und Falschbilanzierung des britischen Shortsellers Fraser Perring, die im Oktober 2021 bekannt wurden, kratzten auch an seiner Reputation.

Durch die Betrugsvorwürfe, die lange vergebliche Suche nach einem Abschlussprüfer und die Immobilienkrise geriet Adler in eine veritable Existenzkrise und stand mehrfach kurz vor der Insolvenz. Beaudemoulin gelang es gemeinsam mit Kirsten, die schlingernde Gruppe zu stabilisieren. Ende April 2022 bot Beaudemoulin zusammen mit allen anderen Verwaltungsräten, die 2021 im Amt waren, seinen Rücktritt an, weil der Wirtschaftsprüfer KPMG Luxembourg das Testat für den Jahresabschluss 2021 versagt hatte. Kirsten wollte aber nicht auf den erfahrenen Manager verzichten. Das Unternehmen brauche eine funktionierende Führungsspitze.

Der 57 Jahre alte Reinitzhuber war zuletzt CEO von Carestone, einem Entwickler von Pflegeimmobilien, und ist derzeit als selbständiger Berater unterwegs. Er leitete von April 2015 bis März 2016 die Geschäftsführung von Unibail-Rodamco Germany und arbeitete unter anderem fast 15 Jahre in verschiedenen Funktionen für den Baukonzern Hochtief. Als Verantwortlichen für das operative Geschäft holt Adler Jan Duken an Bord.