Shell macht Sinead Gorman zur Finanzchefin
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Sinead Gorman (44) wird am 1. April die Shell-Finanzchefin Jessica Uhl (54) ablösen, die das Amt fünf Jahre lang innehatte. Wie der Ölkonzern mitteilt, kann Uhl aus familiären Gründen nicht langfristig nach London übersiedeln. Dort befindet sich jedoch nach der von ihr mitorganisierten Vereinfachung der Konzernstruktur die einzige Firmenzentrale. Gorman hatte bereits diverse Führungspositionen im Bereich Finanzen inne, seitdem sie 1999 ins Unternehmen kam. Zuletzt fungierte die Mutter zweier Kinder als Executive Vice President Finance der Upstream-Sparte (Exploration und Förderung). Ihre Karriere begann als Ingenieurin, dann entschied sie sich für Finanzen. Sie arbeitete für Shell im Handel, beim Joint Venture Coral Energy, in Calgary, Houston und in den Niederlanden.
Zu den Herausforderungen, die vor der Oxford-Absolventin stehen, gehört neben der Finanzierung des Umbaus des Konzerns für die Nullemissionswirtschaft eine möglichst sanfte Trennung vom Russlandgeschäft. Schließlich stehen die Assets, für die sich in der aktuellen Situation nicht so leicht ein Käufer finden dürfte, mit 3 Mrd. Dollar in der Bilanz. Shell hatte am Montag angekündigt, aus den Gemeinschaftsunternehmen mit Gazprom und ihren Partnerunternehmen auszusteigen. Dabei geht es um 27,5 % am Öl- und Gasprojekt Sachalin 2, an dem auch Mitsui und Mitsubishi beteiligt sind. Zudem hält Shell 50 % am westsibirischen Projekt Salym und einem weiteren Projekt auf der Gydan-Halbinsel. Das FTSE-100-Schwergewicht gehört zudem zu den fünf Energiekonzernen, die sich verpflichteten, jeweils bis zu 10 % der Kosten der Gaspipeline Nord Stream 2 zu schultern. „Die Entscheidung für den Ausstieg haben wir mit Überzeugung getroffen“, ließ sich CEO Ben van Beurden zitieren. Man könne und werde dem Geschehen in der Ukraine nicht tatenlos zusehen. Zuvor hatte er sich mit dem britischen Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng getroffen, der bereits Druck auf BP gemacht hatte.
Uhl gehörte zu den Architekten der neuen Konzernstruktur. Shell war nach Unilever und dem Medienkonzern Relx (einst: Reed Elsevier) das dritte Unternehmen mit britisch-niederländischer Doppelstruktur, das sich in den vergangenen Jahren für London als alleinigen Sitz entschieden hat. Chairman Andrew Mackenzie dankte ihr für ihren „riesengroßen Beitrag“ zum Unternehmenserfolg, insbesondere in den vergangenen beiden Jahren „als wir die vielen Herausforderungen, die von der Pandemie aufgeworfen wurden, erfolgreich bewältigt haben“.