Softbank-Chef Son kommt mit seiner KI-Strategie nicht voran
Softbank-Chef Son kommt mit seiner KI-Strategie nicht voran
mf Tokio
Der japanische Gründer und Chef der Softbank Group will mit eigenen Chips und Software für Anwendungen der künstlichen Intelligenz seinen Konzern in das Zentrum des weltweiten KI-Booms rücken. Nach seiner Vision würde Masayoshi Son, inzwischen 67 Jahre alt, damit in zehn Jahren eine „künstliche Superintelligenz“ (KSI) schaffen. Diese Technologie wäre seiner Meinung nach wesentlich intelligenter als der Mensch. „Ich wurde dazu geboren, um die KSI zu verwirklichen“, hatte Son auf der Aktionärsversammlung im Juni erklärt.
Seit Monaten führt der Japaner Gespräche mit den US-Tech-Riesen Google und Meta, den Chipproduzenten Intel und TSMC und potenziellen Investoren aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, um eigene KI-Chips zu entwickeln und zu produzieren. Nach seinen Plänen sollen die Abnehmer der Chips ihre Bestellungen im Voraus bezahlen und damit einen Teil des zweistelligen Milliardenbetrags für das Projekt aufbringen.
Gegen Quasi-Monopolist Nvidia
Für seine Strategie wirbt Son mit den Argumenten, dass ein ebenbürtiger Konkurrent zum bisherigen Platzhirsch Nvidia die weltweite Knappheit von KI-Prozessoren beenden, deren bisher hohe Preise drücken und eine alternative Software zur Cuda-Plattform von Nvidia für den Chipbetrieb etablieren würde. Son sucht also Partner und Finanziers, um das Quasimonopol von Nvidia zu brechen.
Doch bisher ist der japanische Tech-Mogul mit seiner Strategie nicht besonders weit vorangekommen. Son konnte sich nach Informationen der „Financial Times“ nicht mit TSMC einigen, da die Taiwanesen mit der Produktion der KI-Grafikprozessoren für Nvidia voll ausgelastet sind. Vor kurzem scheiterten laut diesem Bericht auch Sons Verhandlungen mit Intel. Der US-Halbleiterriese expandiert derzeit in das lukrative Feld der Auftragsfertigung von Prozessoren.
Überforderung von Intel
Durch den Aufbau neuer Kapazitäten will CEO Patrick Geltinger dem Marktführer TSMC aus Taiwan und seinem Rivalen Samsung Electronics aus Südkorea Konkurrenz machen. Mit der Auftragsvergabe an Intel hätte Softbank staatliche Subventionen aus dem Chips Act für die Ankurbelung der US-Halbleiterproduktion bekommen können. Laut dem FT-Bericht, der sich auf Informanten aus dem Umkreis von Softbank beruft, war Intel jedoch nicht in der Lage, die Anforderungen von Son an das Volumen und das Tempo der Chipproduktion zu erfüllen.
Nach diesen Misserfolgen setzt Son nun auf eine enge Zusammenarbeit zwischen dem britischen Chipdesigner Arm, der zu 90% Softbank gehört, und dem im Juni zugekauften britischen Start-up Graphcore, das bereits einen eigenen KI-Chip entworfen und produziert hat. Seine leistungsstarken „Intelligence Processing Units“ sind auf speziellen KI-Anforderungen zugeschnitten.
Prototyp in „Monaten“ fertig
Gemäß dem FT-Bericht könnte ein Prototyp für Sons eigenen KI-Chip bereits in wenigen Monaten fertig sein. Dabei könnte Softbank angeblich auch auf die Designexpertise von Intel zurückgreifen. Das Nadelöhr bleiben jedoch die notwendigen Fabrikkapazitäten für Prozessoren im 2- bis 4-Nanometer-Bereich.