BT Group

Tim Höttges’ neuer Sparringspartner

Der Altice-Gründer Patrick Drahi ist mit 12% beim britischen Ex-Monopolisten BT eingestiegen. Der Selfmademan gilt als knallharter Verhandler.

Tim Höttges’ neuer Sparringspartner

Von Andreas Hippin, London

Telekom-Chef Tim Höttges hat einen neuen Sparringspartner: Patrick Drahi (57) ist mit seiner Altice zum größten Aktionär der britischen BT Group aufgerückt, an der auch die Deutsche Telekom beteiligt ist. Mittlerweile weiß man mehr über den auf Diskretion bedachten Selfmademan, der seine Familiengeschichte dem portugiesischen Magazin „Visao“ zufolge auf Sephardim zurückverfolgen kann, die 1496 von der Inquisition aus Portugal vertrieben wurden. In Großbritannien machte ihn der Kauf des 275 Jahre alten Auktionshauses Sotheby’s im Jahr 2019 bekannt. 

Drahi machte sich einen Namen als harter Verhandler, der die Kunst gehebelter Übernahmen beherrscht. In der von Unternehmensberatern getriebenen Telekombranche ist er eine ungewöhnliche Erscheinung. Sein wichtigster Deal war vermutlich der Kauf des zweitgrößten französischen Mobilfunkbetreibers SFR von Vivendi im Jahr 2013, der ihm die im Telekomgeschäft nötige kritische Masse verschaffte. Nach einer dreiwöchigen Übernahmeschlacht setzte er sich mit seiner Numericable gegen den französischen Tycoon Martin Bouygues durch, der ebenfalls Interesse gezeigt hatte. Iliad-Gründer Xavier Niel, der davon profitiert hätte, wenn Bouygues siegreich aus der Auseinandersetzung hervorgegangen wäre, unterstellte Drahi damals steuerliche Tricksereien. Um das Wachstum von Numericable zu finanzieren, hatte er die Finanzinvestoren Carlyle und Cinven ins Boot geholt. Zwei Jahre später erwarb er Suddenlink Communications und Cablevision in den Vereinigten Staaten. Altice USA war geboren und wurde von ihm in New York an die Börse gebracht.

Drahi erblickte in Marokko das Licht der Welt: in Casablanca. Als er ein Teenager war, zogen seine Eltern, zwei Mathematiklehrer, mit ihm ins südfranzösische Montpellier. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der École Polytechnique, die sich im Lebenslauf zahlloser Geschäftsleute, Politiker und Karrierebeamter findet, und verkaufte anschließend Kabelfernsehverträge von Tür zu Tür. Drahi gehörte eben nicht zum französischen Establishment, aber er lernte seine Bräuche. Der Philanthrop verfügt über die französische, israelische und portugiesische Staatsbürgerschaft und lebt in der Schweiz. Mit seiner Frau Lina, einer griechisch-orthodoxen Christin aus Syrien, hat er vier Kinder und eine eigene Stiftung, die sich unter anderem an der Renovierung der Großen Synagoge von Tel Aviv beteiligte.

Sein rasanter Aufstieg begann damit, dass er Bürgermeister in südfranzösischen Gemeinden davon überzeugte, ihn mit seinem amerikanischen Partner Fernsehkabel verlegen zu lassen. Das Geschäft blühte, und sie verkauften es an John Ma­lones UPC. Drahi wurde in Aktien bezahlt, die er kurz vor dem Platzen der Internetblase zu Geld machte. 2001 gründete er Altice als Holding in Amsterdam, um andere Kabelnetzbetreiber zu akquirieren. Alles in allem meisterte er in den vergangenen zwei Jahrzehnten um die 20 Transaktionen.