Assetmanagement

Unmut über Jupiter-Chef wird unüberhörbar

Die Luft wird dünn für Andrew Formica, den CEO von Jupiter Fund Management. Seine Gegner haben die Samthandschuhe abgelegt. Das Geschäft entwickelt sich nur schwach.

Unmut über Jupiter-Chef wird unüberhörbar

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Die Kritiker von Andrew Formica, dem Chef des Londoner Vermögensverwalters Jupiter Fund Management, haben die Samthandschuhe abgelegt. „Es ist Zeit zu handeln, wenn die Firma unabhängig bleiben soll“, schrieb der Branchenveteran und Jupiter-Anteilseigner Jon Little in einem offenen Brief an Chairwoman Nichola Pease. Er saß selbst von 2011 bis 2016 als unabhängiger Direktor im Board der FTSE-250-Gesellschaft. „Ich glaube, dass Jupiter eine helle Zukunft als börsennotiertes Unternehmen haben kann, aber wenn Board und Management nicht in der Lage sind, einen attraktiven Investment Case für die Firma vorzulegen, könnten andere diese Schwäche ausnutzen.“

Formica ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Fondsbranche tätig. Dafür hat der Vater zweier Kinder jede Menge Humor. Als Chief Executive der Henderson Group ließ der gebürtige Australier seine Mitarbeiter nicht ständig spüren, wer der Chef ist, sondern regierte bis zum Merger mit Janus Capital 2017 mit der auf dem Fünften Kontinent üblichen Entspanntheit. Danach war er Co-CEO der fusionierten Gruppe, doch verabschiedete sich der Vermögensverwalter früher als erwartet vom Führungsmodell Doppelspitze und machte Richard „Dick“ Weil zum alleinigen Chief Executive. Danach trat Formica bei Jupiter in die Fußstapfen des Holländers Maarten Slendebroek, der 2014 Edward Bonham Carter an der Unternehmensspitze abgelöst hatte.

„Milde gesagt, enttäuschend“

Was Formica bei Janus Henderson erreicht habe, sei, „milde gesagt, enttäuschend“, schrieb Little. „Es ist schwer nachzuvollziehen, wie ein rationaler Board zu dem Schluss kommen konnte, dass Formica ‚gerade der Richtige für diesen Job‘ sei.“ Er habe gegen seine erneute Ernennung als Direktor gestimmt. „Business as usual“ sei keine Option für das Unternehmen. Man respektiere die Ansichten der Aktionäre und werde Little direkt antworten, sagte ein Sprecher von Jupiter dem Gratisblatt „City A.M.“, das umfangreiche Auszüge aus dem Schreiben veröffentlicht hatte. Man habe eine klare und konsistente Strategie, auf deren Umsetzung man sich konzentriere.

Kritik an Formica hatte es bereits zuvor gegeben, doch Little sorgte dafür, dass sie unüberhörbar wurde. Der Analyst Phil Dobbin von Panmure Gordon wies nach Veröffentlichung der Quartalszahlen Ende April unter dem Titel „Es muss sich etwas ändern“ darauf hin, dass sich das operative Ergebnis von Jupiter nach seinen revidierten Schätzungen im laufenden Jahr auf ähnlichem Niveau wie 2012 bewegen werde, obwohl es ein mehr als doppelt so großes Vermögen wie damals verwalte. Das bereinigte Ergebnis werde noch darunter liegen und nicht ausreichen, um die Dividende von 17,1 Pence je Aktie zu decken. Jupiter habe alle schlechten Eigenschaften der Branche auf sich vereinigt: Margenerosion, Kosteninflation und die Unfähigkeit, ohne Zukäufe Zuflüsse zu erzeugen. „Das Problem ist die Kostenbasis“, schrieb Dobbin seinen Kunden. „Man kann nicht davon ausgehen, dass sich die Marktbedingungen verbessern, deshalb muss Jupiter seine Probleme entweder selbst lösen oder es jemand anderen tun lassen.“

Die Ablösung von Slendebroek kam 2019 einigermaßen überraschend. Müsste Formica demnächst weichen, wäre es mit Blick auf die Geschäftsentwicklung keine große Überraschung mehr.