Unicredit

Unter Orcel geben sich die Manager die Klinke in die Hand

Seit Andrea Orcel im April 2021 den Chefposten bei der HVB-Mutter Unicredit angetreten hat, rollen dort die Köpfe. Waren es zunächst Manager aus der Zeit seines Vorgängers Jean Pierre Mustier, die gehen mussten, sind es seither Führungskräfte, die Orcel selbst geholt hatte.

Unter Orcel geben sich die Manager die Klinke in die Hand

Unicredit

Unter Orcel geben sich die Manager die Klinke in die Hand

Bei der HVB-Mutter Unicredit gibt es ständig Managerwechsel

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

Seit Andrea Orcel (61) im April 2021 den CEO-Posten bei der HVB-Mutter Unicredit übernommen hat, rollen dort die Köpfe. Mussten zunächst lediglich jene Führungskräfte gehen, die sein Vorgänger Jean Pierre Mustier eingesetzt hatte, waren es schon bald auch Manager, die Orcel selbst platziert hat. Die Fluktuation ist so hoch, dass sich sogar die Europäische Zentralbank eingeschaltet haben soll. Sie sieht in den häufigen Wechseln eine Gefahr für erhöhte operative Risiken. Unicredit bestreitet die Vorwürfe der EZB. Nur zu Beginn der Amtszeit Orcels gab es Irritationen.

Der ehemalige Investmentbanker Orcel gilt als ungeduldig. Wenn es nicht läuft, vor allem wenn es nicht schnell läuft, zögert er nicht, Manager vor die Tür zu setzen. Nur er selbst, einer der bestbezahlten Manager der Branche, sitzt fest im Sattel. Sein Mandat wurde, ebenso wie das von Chairman Pier Carlo Padoan, gerade um drei Jahre verlängert.

Auf der einen Seite gilt es zwar als üblich, dass ein neuer CEO einen Teil des Managements austauscht. Auf der anderen Seite ist es aber weniger üblich, dass sich der Managementwechsel so schnell wie bei Orcel vollzieht. Dass etwa der Veteran und Interims-CEO Ranieri de Marchis bald gehen musste, überraschte nicht. Auch Stefano Vecchi, zuständig für das Private Banking und Wealth Management in Italien, verlor den Posten. Schon kurz nach Amtsantritt reduzierte Orcel ferner Doppelfunktionen im Management, verringerte die Zahl der Führungskräfte, verkleinerte das Führungsgremium von 27 auf 15 Personen und setzte zahlreiche neue Manager ein. Auch im Mittelmanagement räumte er auf. Überdies baut er beständig Personal ab.

„Ronaldo der Banker“

Orcel verschaffte sich direkten Zugriff auf das Italien-Geschäft, das er eng an die Kandare nahm, und auf das Deutschland-Geschäft. Die HVB wurde in eine GmbH umgewandelt und ist damit de facto bloßer Befehlsempfänger aus Mailand. Italien-Chef Niccolò Ubertalli, der erste Chef einer eigenständigen Italien-Einheit, musste schon nach einem Jahr gehen. Jingle Pang, die die digitale Transformation vorantreiben sollte, durfte immerhin zwei Jahre bleiben. Mit Bart Schlatmann, Group Chief Operating Officer und Nachfolger von de Marchis auf diesem Posten, ging schon der zweite COO unter Orcel. Er war nur acht Monate auf dem Posten. Auf Gianpaolo Alessandro, zuständig für Rechtsfragen, folgte kürzlich Rita Izzo. Und im Verwaltungsrat wurde Elena Carletti, Professorin an der Mailänder Universität Bocconi, als Nachfolgerin von Lamberto Andreotti Vizepräsidentin. Ähnlich schnell trennte sich Orcel auch von anderen Spitzenmanagern – nicht nur in Mailand.

Bei der HVB wurde CEO Michael Diederichs von Marion Höllinger ersetzt. Privatkundenchefin Monika Rest musste im Februar nach kaum einem Jahr gehen. Auch Christian Reusch, ein anderes Urgestein, das für Client Solutions zuständig war, ging. Gleiches gilt für Markus Beumer, Ex-Unternehmer-Bank-Boss. Andere, wie Jürgen Kullnigg, gingen in den Ruhestand. Er wurde von Ex-Mediobanca-CRO Pierpaolo Montana ersetzt. Auch die Struktur der HVB wurde verändert. Und bei der Bank Austria gab es ebenfalls Tabula rasa im Management.

Die vielen Wechsel sorgen für Unruhe in der Bank. Doch solange Orcel Erfolg hat, prallt die Kritik am „Ronaldo der Banker“ ab. Er liefert Rekordergebnisse, zahlt Rekordausschüttungen und hat den Aktienkurs kräftig nach oben getrieben.