American Football

US-Rekorddeal um Skandal-Sportteam bahnt sich an

Amazon-Gründer Jeff Bezos und Rapper Jay-Z planen offenbar die Übernahme der Washington Commanders. Das Football-Franchise und sein Eigentümer Dan Snyder stehen im Mittelpunkt zahlreicher Kontroversen.

US-Rekorddeal um Skandal-Sportteam bahnt sich an

Von Alex Wehnert, Frankfurt

In der American-Football-Liga NFL zieht ein spektakulärer Deal herauf. Denn Amazon-Gründer Jeff Bezos und Hip-Hop-Mogul Jay-Z sollen am Kauf der skandalumtosten Washington Commanders interessiert sein – diese könnten damit zum teuersten Franchise in der US-Sportgeschichte werden. Laut dem Magazin „Forbes“ werden die Commanders mit 5,6 Mrd. Dollar bewertet. Den bisherigen Rekordpreis von 4,65 Mrd. Dollar erzielte das Konkurrenzteam Denver Broncos erst im Sommer bei der Übernahme durch eine Investorengruppe, zu der neben Mitgliedern der Walmart-Erbenfamilie Walton Penner auch die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice und der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton gehörten.

Eine ähnlich bunte Mischung an Persönlichkeiten findet sich nun also offenbar auch für den Kauf der Commanders zusammen. Dabei haben Bezos und Jay-Z durchaus Gemeinsamkeiten: Sowohl der viertreichste Mensch der Welt als auch der erste Hip-Hop-Milliardär sind als Angel-Investoren in der Tech-Szene unterwegs. Doch auch Anlagen am Sportmarkt sind den mutmaßlichen Commanders-Interessenten nicht fremd. Bezos investierte im vergangenen Jahr in das Medien-Start-up Overtime, das inzwischen eigene Sportligen betreibt, Jay-Z war bis zum Jahr 2013 Miteigentümer des NBA-Teams Brooklyn Nets.

Bei den Commanders würden sich die beiden Promi-Investoren in ein schwieriges Umfeld begeben. Denn das zuvor als „Washington Redskins“ bekannte Franchise – die Führung hielt jahrzehntelang an dem als rassistisch verschrienen Namen fest, bis sich Großsponsoren des Teams davon distanzierten – stand in den vergangenen Jahren wiederholt im Mittelpunkt von Kontroversen. So erheben Dutzende ehemaliger Mitarbeiter und Cheerleader den Vorwurf, während ihrer Tätigkeit für das Team verbal und sexuell belästigt worden zu sein. Die NFL belegte das Franchise im vergangenen Jahr mit einer Strafe von 10 Mill. Dollar, ohne die Ergebnisse einer vorangegangenen Untersuchung offenzulegen.

Seither hat sich ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses des Falls angenommen. Laut dem Komitee mischte sich der aktuelle Commanders-Eigentümer Dan Snyder mit eigenen Ermittlungen in die NFL-Inspektion ein. Snyder streitet indes eigenes Fehlverhalten ab – auch in Bezug auf eine angebliche millionenschwere Vereinbarung mit einer ehemaligen Mitarbeiterin, die dem Unternehmer sexuelle Übergriffe vorgeworfen haben soll.

Der 57-Jährige sagte im Juli per Video vor dem Kongressausschuss aus – vorausgegangen war ein ausgedehntes Katz-und-Maus-Spiel. Eine erste Anhörung Ende Juni verpasste Snyder laut seinem Anwalt, weil er sich in Frankreich aufhielt. Anschließend war der Milliardär angeblich aus beruflichen Gründen wochenlang mit seiner Jacht auf dem Mittelmeer unterwegs, während das Repräsentantenhaus ihn vorladen wollte. Der Ausschuss erhielt zudem wohl einen Brief von einem Rabbi, der behauptete, Snyder müsse wegen religiöser Verpflichtungen rund um den Todestag seiner Mutter in Israel vor Ort sein.

Zuletzt machte sich Jim Irsay, Eigentümer des NFL-Franchise Indianapolis Colts, für einen Zwangsverkauf der Washington Commanders stark, nachdem Snyder eine Veräußerung des Teams lange abgelehnt hatte. Nun hat der umstrittene Milliardär aber wohl eine Kehrtwende eingelegt und eine Abteilung der Bank of America damit beauftragt, mögliche Deals zu sondieren. Dass Bezos und Jay-Z den Zuschlag bekommen, ist dabei noch nicht gesagt. Unter anderem bereitet angeblich auch der Medienunternehmer Byron Allen ein Angebot vor.

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