Offenlegung

Vergütung für US-CEOs wird transparenter

US-Firmen unterrichten erstmals nach neuen Transparenzanforderungen über die Vergütungen ihrer CEOs. Für Aktionäre soll so deutlicher werden, ob die Bezahlung der Chefs im Verhältnis zur Performance steht.

Vergütung für US-CEOs wird transparenter

Von Alex Wehnert, New York

Gelistete US-Unternehmen legen derzeit erstmals den tatsächlichen Gegenwert der Vergütungen ihrer CEOs offen. Die Börsenaufsicht SEC hatte Ende August entsprechende Transparenzanforderungen eingeführt, die nun im Rahmen der Veröffentlichung der Einholung von Stimmrechtsvollmachten für die anstehenden Hauptversammlungen zur Anwendung kommen.

Schwankende Werte

Bisher veröffentlichen die Unternehmen nur den Wert der Entlohnungen zum Zeitpunkt des Bezugs. Ab diesem vergehen bis zur Offenlegung häufig mindestens zwölf Monate. Weil sich ein Großteil der CEO-Gehälter aber aus Aktienpaketen und -Optionen mit schwankendem Wert speist, bis zu deren vollständiger Übertragung an den Vorstandschef mehrere Jahre ins Land gehen können, ergibt sich für Investoren lediglich eine Momentaufnahme.

Nun beginnen die US-Unternehmen jedoch, Wertveränderungen der Vergütungen über die vorangegangenen drei Jahre zu berücksichtigen – wobei der alte Offenlegungsstandard aber noch parallel zur Anwendung kommt. Bis Ende der vergangenen Woche hatten laut dem „Wall Street Journal“ mindestens 65 Firmen die Investoren während ihrer Vorbereitungen auf ihre Hauptversammlungen nach den neuen Transparenzanforderungen unterrichtet, darunter waren 23 Mitglieder des marktbreiten Aktienindex S&P 500.

Damit wenden sie nun einen Standard an, der bereits durch das als „Dodd-Frank Act“ bekannte US-Bundesgesetz zur Reform der Wall Street und Steigerung des Verbraucherschutzes aus dem Jahr 2010 vorgesehen war. Nach dessen Verabschiedung herrschte aber fünf Jahre lang kaum Bewegung, bis die SEC erstmals für eine Einführung entsprechender Regeln stimmte – damals ohne direkte Konsequenz. Doch unter dem seit April 2021 amtierenden Aufsichtsvorsitzenden Gary Gensler, der dem Investorenschutz Priorität einräumt, kam es im vergangenen Jahr zu einem neuen, diesmal erfolgreichen Anlauf.

Durch die neue Form der Veröffentlichung soll für Investoren deutlicher werden, ob die Vergütungen der Vorstände in angemessenem Verhältnis zur Performance ihrer Unternehmen stehen. Beim weltgrößten Ölfeldausrüster Schlumberger ist der Wert der Vergütungen von CEO Olivier Le Peuch im vergangenen Jahr laut Offenlegung um fast 24 Mill. Dollar gestiegen. Die Entwicklung war Folge eines Aufschwungs der Aktie um nahezu 79% im gleichen Zeitraum. Parallel steigerte das Unternehmen die Erlöse im Gesamtjahr 2022 um 23%, der Gewinn pro Aktie legte gar um 81% zu.

Auch beim Pharmakonzern Eli Lilly ergeben sich deutliche Abweichungen zwischen der traditionellen Berechnung der CEO-Vergütung, gemäß der Vorstandschef David Ricks 21,4 Mill. Dollar verdiente, und dem Ergebnis der Offenlegung nach dem neuen Standard. Dieser zufolge ist seine Vergütung infolge von Wertsteigerungen zugeteilter Aktien auf 64,1 Mill. Dollar gestiegen. Bei einigen CEOs fällt die „tatsächlich gezahlte“ Vergütung, wie die Kennzahl auch bezeichnet wird, dagegen aufgrund von Kursverlusten niedriger aus als der nach der alten Praxis vermeldete Wert.

Kritiker monieren Kosten

Einige Aktionärsvertreter und Berater loben die neuen Offenlegungsanforderungen als potenziell großen Transparenzgewinn. Allerdings hat die Regelung auch ihre Kritiker: Die republikanische SEC-Kommissarin Hester Peirce, die gegen die Einführung stimmte, bezeichnete den neuen Standard als unnötig kompliziert. Für Unternehmen werde er steigende Kostenbelastungen mit sich bringen.

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