Werbeagenturen

Vin Murria geht auf M&C Saatchi zu

Eine IT-Unternehmerin steht offenbar kurz vor einem Übernahmeangebot für M&C Saatchi. Vinodka Murria ist stellvertretende Vorsitzende des Boards der Werbeagentur. Nun hat sie ihre Beteiligung aufgestockt.

Vin Murria geht auf M&C Saatchi zu

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Die IT-Unternehmerin Vinodka „Vin“ Murria hat offenbar Interesse an der Werbeagentur M&C Saatchi, bei der sie als stellvertretende Vorsitzende des Boards fungiert. Wie aus einer Pflichtveröffentlichung der 1995 von Maurice und Charles Saatchi gegründeten Gesellschaft hervorgeht, ist das von ihr geführte Anlagevehikel Advanceadvt mit 9,8 % eingestiegen. Der Board habe bislang kein Übernahmeangebot erhalten, sei aber darüber informiert worden, dass eines ins Haus stehe, teilte M&C Saatchi mit. Murria ist mit einem An­teil von 12,5 % bereits größte An­teilseignerin. Als Boardmitglied dürfte sie gut darüber informiert sein, wie das Geschäft läuft.

2008 gründete sie Advanced Computer Software, einen Anbieter von Hosting- und Cloud-Dienstleistungen für Kunden wie das britische öffentliche Gesundheitswesen NHS. Sechs Jahre später wurde das am Londoner Wachstumssegment AIM notierte Unternehmen von Vista Equity Partners übernommen. Vo­ran­gegangen waren fünf Jahre als CEO der ebenfalls von ihr gegründeten Computer Software Group, die von HG Capital von der Börse genommen, mit Iris Software verschmolzen und schließlich an den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman weitergereicht wurde. Davor hatte sie 15 Jahre lang bei der auf Logistik- und Zollsoftwarelösungen spezialisierten Kewill Systems (heute: Blujay Solutions) gearbeitet, drei davon als CEO. Alles in allem kommt Murria auf ein Vierteljahrhundert Erfahrung mit Übernahmen und Fusionen.

Geboren wurde sie 1962 in Indien. Als sie im Alter von drei Jahren aus Punjab ins englische Coventry kam, war sie unter den fünf Kindern ihrer Eltern die Älteste. Kurz nach dem Abitur sammelte sie ihre ersten geschäftlichen Erfahrungen: bei der Rettung des Kaufladens ihres Vaters, dem die Banken die Unterstützung aufkündigten. „Wir wären auf der Straße gestanden“, sagte sie 2009 der „Sunday Times“.  Sie habe ein Jahr ihres Lebens damit verbracht, die Banken zurückzudrängen. Am Ende musste sie das Geschäft und die Immobilie verkaufen, um sie auszuzahlen.

„Als ich 22 war, wurde mir gesagt, dass ich es nie weit bringen würde, erstens, weil ich eine Frau bin, zweitens, weil ich jung bin, und drittens wegen meiner asiatischen Abstammung“, sagte sie „Asian Voice“ 2015. Die größte Herausforderung für alle Menschen sei, an sich zu glauben und die Gegenstimmen zu ignorieren. Ihr Rat: „Lass dich niemals von anderen Menschen darin begrenzen, was du tun oder sein kannst.“  Murria wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet. 2007 gründete sie die PS Foundation, die sich um Bildungschancen für Mädchen in Indien und Großbritannien kümmert.