Führungswechsel

Vinci bereitet die Zukunft nach dem Führungswechsel vor

Pierre Anjolras soll im April beim Baukonzern Vinci das Ruder von Xavier Huillard übernehmen. Er hat bereits begonnen, den Vorstand umzubauen.

Vinci bereitet die Zukunft nach dem Führungswechsel vor

Vinci bereitet seine Zukunft nach dem Führungswechsel vor

wü Paris

Er gilt als unkompliziert und herzlich, als jemand, der gerne selber vor Ort ist und auf den gesunden Menschenverstand setzt. Dass diese Werte unerlässlich sind, hat Pierre Anjolras schnell gelernt, als er nach dem Studium an einer Elitehochschule und Stationen in der Départemental-Verwaltung sowie bei der EU-Kommission einst in der Baubranche begann. Der 58-Jährige dürfte sich auch in Zukunft von ihnen leiten lassen, wenn er Mitte April Xavier Huillard an der Spitze von Vinci ablöst. Der Verwaltungsrat des Bau- und Konzessionskonzerns hat ihn im Mai als Nachfolger von Huillard auserkoren und zur Vorbereitung auf seine künftige Aufgabe als Chief Operating Officer eingesetzt.

Noch ist der aus dem am Rande des Genfer Sees gelegenen Kurort Thonon-les-Bains stammende Manager nicht Chef des CAC 40-Konzerns. Doch er hat bereits damit begonnen, den Vorstand umzubauen. So hat er gerade Nicolas Notebaert als Generaldirektor die Verantwortung für das gesamte Konzessionsgeschäft übertragen. Notebaert, der am 4. Januar 55 Jahre alt wird, hat sich vor allem als Chef des mittlerweile weltweit größten privaten Flughafenbetreibers Vinci Airports einen Namen gemacht. Seit 2016 war er zwar bereits für die Konzessionssparte verantwortlich, doch im Gegensatz zu den Flughäfen, den internationalen Autobahnkonzessionen und Vinci Railways gehörten die französischen Autobahnkonzessionen bisher nicht dazu. Notebaert, der genau wie Anjolras die renommierte Ingenieurshochschulen Ecole Polytéchnique und Ecole des Ponts et Chaussée absolviert hat, berichtet jetzt direkt an den künftigen Chef von Vinci.

Französische Autobahnkonzessionen laufen aus

Anjolras vereinfacht mit seiner Berufung nicht nur die Strukturen des Konzerns, sondern stellt auch strategisch die Weichen. Denn die französischen Autobahnkonzessionen werden in den kommenden Jahren in der Heimat Vincis eine Schlüsselrolle spielen, da die sieben wichtigsten Autobahnkonzessionen zwischen 2031 und 2036 auslaufen. Die Zukunft der Autobahnen dürften deshalb bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2027 eine Rolle spielen. Der rechtsextreme Rassemblement National (RN) und La France Insoumise (LFI) vom äußersten linken Rand wollen die Autobahnbetreibergesellschaften wieder verstaatlichen. 

Nicolas Notebaert, Vinci. Rueil-Malmaison, France. 8 janvier 2021.

Der neue Transportminister François Durovray hat bereits versprochen, das Geschäftsmodell mit Auslauf der Konzessionen neu erfinden zu wollen. Angesichts des hohen Defizits könnte die Regierung von Premierminister Michel Barnier zudem nach Lyon, Nizza und Toulouse weitere französische Regionalflughäfen privatisieren. Vinci hat in seiner Heimat die Konzessionen für zwölf der 73 in Kontinentalfrankreich gelegenen Regionalflughäfen. Weltweit betreibt der Konzern inzwischen mehr als 70 Airports.

Ausbau des Energiegeschäfts

„Wir haben die Flughafenaktivitäten von Grund auf aufgebaut“, sagt Huillard stolz. Wie sein designierter Nachfolger und Konzessions-Chef Notebaert ist auch er Absolvent der Ecole Polytéchnique und von Ponts et Chaussées. Dem Vernehmen nach hätte er nichts dagegen gehabt, auch weiter die operativen Geschäfte von Vinci zu leiten. „Die gute Nachricht ist, dass es Unternehmenssatzungen gibt“, erklärte er kürzlich dem Radiosender BFM Business.

Denn wenn es sie nicht gegeben hätte, hätte er vielleicht um eine Verlängerung gebeten, sagte der 69-Jährige. Das wäre jedoch unvernünftig gewesen. Ihm ist nur zu gut in Erinnerung geblieben, wie sein früherer Mentor Antoine Zacharias 2006 versucht hat zu verhindern, dass er seine Nachfolge antritt, obwohl er offiziell designiert war. Huillard wird jedoch noch bis 2026 Vorsitzender des Verwaltungsrates bleiben. Strategisch hat er für Vinci auch mit dem Ausbau der Energie-Aktivitäten die Weichen gestellt. Sie standen jetzt im Fokus des Kapitalmarkttages von Vinci und sollen bis 2030 auf eine operative Marge von mindestens 7,5% sowie ein mittleres bis hohes einstellige Umsatzwachstum kommen.