Vodafone trennt sich von CEO Nick Read
Von Andreas Hippin, London
Nick Read (58) hat nach vier Jahren an der Spitze von Vodafone seinen Hut genommen. Er habe sich „mit dem Board geeinigt“, dass er seine Ämter als CEO und Mitglied des Gremiums zum Jahresende niederlegen wird, teilte der britische Mobilfunkriese mit. Dem Telekomkonzern sitzt der Aktionärsaktivist Cevian Capital im Nacken. Auch der französische Milliardär Xavier Niel ist mit an Bord. Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, kommt auf seine Kosten: Finanzchefin Margherita Della Valle übernimmt vorübergehend auch den Chefsessel und „wird die Umsetzung der Unternehmensstrategie beschleunigen, um die operative Performance zu verbessern und Shareholder Value zu liefern“, heißt es in der Pflichtveröffentlichung der FTSE-100-Gesellschaft. „Ich stimmte mit dem Board überein, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um an einen neuen Führer zu übergeben, der auf Vodafones Stärken aufbauen und die signifikanten künftigen Chancen ergreifen kann“, lässt sich Read zitieren.
Der Aktienkurs hat seit seinem Amtsantritt im Oktober 2018 um rund 40% nachgegeben. Zuletzt hatte Vodafone mitgeteilt, im bis Ende März 2023 laufenden Geschäftsjahr nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis am unteren Ende der bisher genannten Spanne von 15,0 Mrd. bis 15,2 Mrd. Euro zu erreichen. Chairman Jean-François van Boxmeer dankte Read für „seinen Einsatz und wesentlichen Beitrag“ zum Unternehmenserfolg. Russ Mould, Investment Director beim Broker AJ Bell, sah es anders: „Angesichts dessen, dass der Aktienkurs auf dem tiefsten Stand in 20 Jahren herumdümpelt, ist es schwer, die Amtszeit des scheidenden Vodafone-CEO als irgend etwas anders als eine Enttäuschung zu beschreiben“, kommentierte er die Personalie.
Read kam 2001 als Finanzchef für das britische Geschäft zu Vodafone. Unter Arun Sarin, dem Nachfolger von Chris Gent, stieg er zum Chef des Geschäfts auf dem Heimatmarkt auf. Gegen seinen Vorgänger Vittorio Colao, der es in jeder Situation schaffte, Bella Figura zu machen, wirkte Read ähnlich hölzern wie Telekom-Chef Timotheus Höttges. Zudem musste er sich um den Schuldenabbau kümmern. In Indien war Vodafone dem extremen Wettbewerbsdruck nicht gewachsen. Im ersten Jahr seiner Amtszeit war Read gezwungen, den Aktionären erstmals seit 1990 die Dividende zu kürzen. Er leitete die Trennung vom europäischen Funkmastengeschäft ein, das im März vergangenen Jahres unter dem Namen Vantage Towers an die Frankfurter Börse gebracht wurde. Alles in allem vereinfachte er das unübersichtliche Geschäft des ausufernden Konzerns. Die Regionalorganisation „Rest der Welt“ wurde aufgelöst. Vodafone konzentrierte sich auf Europa und Asien.