Überraschender Chefwechsel

Welche Herausforderungen Fontana bei EDF erwarten

EDF-Chef Rémont muss vorzeitig den Hut nehmen. Seinen von Präsident Macron designierten Nachfolger Fontana erwarten keine leichten Aufgaben.

Welche Herausforderungen Fontana bei EDF erwarten

Welche Herausforderungen
den künftigen EDF-Chef Fontana erwarten

wü Paris

Seine Mission sei erfüllt, erklärt er. Auch wenn sie gerade mal 28 Monate gedauert habe, sei sie für ihn die Aufgabe seines Lebens gewesen. Trotz einer Rekordbilanz 2024 muss Luc Rémont bei dem staatlichen französischen Stromriesen EDF (Electricité de France) seinen Hut nehmen. Präsident Emmanuel Macron wolle den 55-Jährigen durch Framatome-Chef Bernard Fontana ersetzen, teilte der Élysée-Palast mit. Die Vorsitzenden der Assemblée Nationale und des Senats seien nun damit befasst, damit die entsprechenden Ausschüsse der beiden Parlamentskammern darüber abstimmen können. Die Nominierung des 64-Jährigen werde nach der Hauptversammlung von EDF im April wirksam.

Verstärkte Spannungen

Der überraschende Chefwechsel sei ein Paukenschlag, urteilen französische Medien. Es sei aber zuletzt zu verstärkten Spannungen gekommen — sowohl zwischen Rémont und der Regierung als auch zwischen Rémont und der Industrie. Der frühere Schneider-Electric-Topmanager habe sich mit der Regierung wegen geplanten Steuererhöhungen und der Verlängerung von Beitragszahlungen von EDF für einen Versuchsreaktor angelegt. Der Regierung sei auch aufgestoßen, dass sich Rémont im Winter öffentlich über den Wirtschaftsstandort beklagt hat.

Neue Preise

Da die französische Industrie davor zurückschreckte, wegen der von EDF geforderten Preise neue Langfrist-Stromverträge zu unterschreiben, musste der Stromriese zuletzt Atomstrompakete versteigern. Den künftigen EDF-Chef, der Macron nahestehen soll, erwartet nun die delikate Aufgabe, sowohl die Interessen des Versorgers als auch des Staates in der Preisfrage verteidigen als auch der Industrie entgegenkommen zu müssen. Die Zeit drängt, da der Fördermechanismus, von dem Frankreich bisher profitierte, Ende des Jahres ausläuft und EDF mithilfe neuer Verträge auch Geld für die Investitionen sichern muss, die für die Renaissance der Atomkraft notwendig sind.

Bau neuer Reaktoren

Fontana, der seine Karriere nach dem Studium an der renommierten École Polytechnique und der Ingenieurshochschule ENSTA einst bei dem inzwischen zu Nexter gehörenden Rüstungsunternehmen SNPE begann, muss den 2022 von Macron angekündigten Bau neuer Atomkraftwerke vorantreiben sowie die Verspätungen des EPR-Projekts im britischen Hinkley Point und die Finanzierung eines zweiten britischen Projekts in den Griff bekommen.

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