Der Nestlé-Deutschland-Chef setzt auf Marken und ESG
Der Nestlé-Deutschland-Chef setzt auf Marken und ESG
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt
Als Alexander von Maillot de la Treille (Jahrgang 1972) am 1. März 2023 seine neue Stelle als Deutschland-Chef von Nestlé antrat, kehrte er an den Ausgangsort seiner Karriere im weltgrößten Lebensmittelkonzern zurück. Sein Vorgänger, der nur drei Jahre ältere Marc-Aurel Boersch, der 2019 Marktleiter in Deutschland geworden war, habe sich entschieden, seine berufliche Karriere früher zu beenden, „um mehr Zeit für neue, private Perspektiven zu finden“, hieß es damals. Es ist eine der vielen Traditionen von Nestlé, selbst einen Rauswurf vor der Öffentlichkeit als souveräne Entscheidung des Betroffenen darzustellen und den Weggang sehr zu bedauern – weswegen man selten weiß, ob der Rückzug tatsächlich freiwillig oder vielleicht doch von oben angeordnet war.
Sei es wie es sei – eine weitere Tradition von Nestlé ist es, bei der Besetzung von frei werdenden Stellen, wann immer es möglich ist, Eigengewächsen den Vorzug vor Quereinsteigern zu geben. Auf Boersch traf das zu, auf von Maillot ebenso. Von Anfang an setzte der polyglotte Manager Akzente – unter anderem legte er großen Wert auf ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und deren Umsetzung. Dies war nicht nur dem Zeitgeist geschuldet. Nun, da Konjunkturflaute und allgemeine Verunsicherung hierzulande Verbraucher zu mehr Sparsamkeit zwingen, lässt von Maillot weder in Worten noch in Taten Zweifel daran, dass ihm die Unterstützung zum Beispiel regenerativer Landwirtschaft nicht minder wichtig ist als in besseren Zeiten.
Umsatz von 3,3 Mrd. Euro
Dass Nestlé Deutschland schon bessere Zeiten gesehen hat, wird nicht bestritten. „Unser Umsatzwachstum hat sich in Deutschland parallel zur Gruppe entwickelt“, sagte von Maillot in einem Pressegespräch am Donnerstag. Der ausgewiesene Umsatz im Gesamtkonzern ging zurück, und das stärker beachtete organische Wachstum brach von 7,2% (2023) auf 2,2% ein. Verglichen damit war die Entwicklung in Deutschland zumindest nicht schlechter: Wird der für 2023 ausgewiesene Umsatz (3,41 Mrd. Euro) um das Pizza-Geschäft der Marke „Wagner“ bereinigt, die in das Joint Venture der European Pizza Group eingebracht wurde und nicht mehr von Nestlé konsolidiert wird, kletterten die Erlöse sogar leicht von 3,24 Mrd. auf 3,29 Mrd. Euro. Zwei Drittel des Umsatzes werde mit dem deutschen Einzelhandel gemacht, knapp ein Drittel werde durch Exporte generiert.
Doch wie viele Konsumgüterhersteller hat auch Nestlé Deutschland mit steigenden Kosten, etwa für Kaffee und Kakao, sowie einer enttäuschenden Nachfrage zu kämpfen. Von Maillot räumt ein, dass die Traditionsmarken im Konzern vernachlässigt wurden. Nach Jahren rückläufiger Ausgaben für Werbung und Marketing soll deren Anteil, der 2024 in Deutschland bei etwas über 7% vom Umsatz gelegen habe, auf 9% gesteigert werden, was auch der Zielsetzung im Gesamtkonzern entspricht. „Unsere Marken sind unser höchstes Gut", sagt er. "Deswegen investieren wir noch mehr und noch gezielter in sie, um unser Wachstum zu beschleunigen. 2025 und darüber hinaus, in Deutschland wie global.“
Umzug innerhalb Frankfurts
Die Capex-Investitionen sollen nach über 90 Mill. Euro im Vorjahr 2025 bei gut 60 Mill. Euro liegen, sagte von Maillot. Deren Höhe hänge vom Bau bzw. der Anschaffung von Werken, Anlagen, Öfen etc. ab. Nestlé Deutschland hat im vierten Quartal 2024 innerhalb Frankfurts den Standort gewechselt. Lag die Zentrale zuvor im etwas abgelegenen Stadtteil Niederrad, so liegt das neue Bürohaus in Wurfweite vom Hauptbahnhof entfernt.
30-jähriger Karriereweg bei Nestlé
Vor knapp 30 Jahren begann von Maillot seine Tätigkeit für Nestlé. 1996 fing er bei Nestlé Alete in München an, dann folgte eine Station in Frankfurt. Im Jahr 2006 übernahm er die Position des Business Executive Managers Coffee & Beverages in Tschechien und der Slowakei. Vier Jahre später, 2010, wurde er zum Business Executive Manager Confectionery in Frankreich ernannt. 2013 wurde er CEO von Nestlé Belgien. 2018 wurde er zum Senior Vice President in der strategischen Geschäftseinheit für das globale Süßwaren- und Eiscremegeschäft am Konzernsitz im schweizerischen Vevey, am Genfer See gelegen, befördert, wo er eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung globaler Strategien spielte.
Der stets freundlich und aufgeschlossen wirkende 53-Jährige ist verheiratet und Vater von vier Söhnen.