ZF-Chef zieht es zu Private Equity
Von Joachim Herr, München
Wenige Tage nach Bekanntgabe seines Nachfolgers lässt Wolf-Henning Scheider (60) die Katze aus dem Sack. Der Vorstandsvorsitzende von ZF Friedrichshafen, der den Autozulieferer zum Ende dieses Jahres verlässt, wird Anfang 2023 Partner und Leiter des Private-Equity-Geschäfts der Partners Group. Die Strecke für den Umzug ist nicht weit: Scheiders künftiger Arbeitsplatz in Baar im Schweizer Kanton Zug ist knapp zweieinhalb Autostunden von Friedrichshafen entfernt. Regionale Hauptsitze hat die Partners Group, die sich als ein führender Manager von Privatmarktanlagen bezeichnet und an der Schweizer Börse notiert ist, auch in Denver in den USA und in Singapur.
Am Freitag hatte ZF bekannt gegeben, dass Vorstand Holger Klein (52) zu Beginn des nächsten Jahres Scheiders Nachfolger als Chef des Stiftungskonzerns wird (vgl. BZ vom 9.Juli). Scheider hatte im März seinen Rückzug angekündigt und mit Blick in die Zukunft gesagt: „Danach werde ich eine neue Herausforderung suchen, die nicht in der Automobilindustrie sein wird.“ Schon damals hatte er seine Vorstellungen dazu, doch die verschwieg er bislang.
Seinen künftigen Arbeitgeber Partners Group gibt es seit 1996. Seitdem investierte das Unternehmen mehr als 170 Mrd. Dollar, die von den Kunden gesammelt wurden, auf vier Feldern: neben Private Equity in Immobilien, Fremdfinanzierungsinstrumente (Private Debt) und in Infrastrukturprojekte. Scheider, studierter Betriebswirt, übernimmt die Leitung für Private Equity von David Layton, der diese Aufgabe nach seiner Ernennung zum Co-CEO und später zum alleinigen CEO der Partners Group behielt.
Scheider kümmert sich dann um ein Portfolio mit mehr als 100 Unternehmen in 23 Ländern, die rund 250000 Mitarbeiter beschäftigen. Entscheidend für Private Equity ist nach Laytons Worten, „Unternehmen effektiv zu transformieren“. Scheider sei mit seinen drei Jahrzehnten Erfahrung im oberen Management der ideale Kandidat dafür. Der Gelobte bezeichnet sich selbst als einen Branchenveteranen und meint in routinierter Managermanier: „Unternehmerische Eigenverantwortung ist die treibende Kraft für die Anlageperformance.“
Name und Ruf vergolden
Der frühere Geschäftsführer von Bosch und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Mahle ist freilich nicht der erste prominente deutsche Spitzenmanager, der in einer Private-Equity- oder Beteiligungsgesellschaft anheuert. Der ehemalige Telekom-Chef René Obermann zum Beispiel ist Deutschland-Geschäftsführer und Co-Chef in Europa des US-amerikanischen Finanzinvestors Warburg Pincus. Ältere bekannte Fälle sind Thomas Middelhoff (zwischenzeitlich Investcorp.), Ulrich Schumacher (Francisco Partners) und Klaus Esser (General Atlantic).
Die Aussicht auf hohe Deal-Prämien macht solche Jobs für erfahrene Top-Führungskräfte besonders attraktiv. Name und Ruf lassen sich vergolden. Scheider verdient auch als Vorstandsvorsitzender von ZF nicht schlecht. 2021 gab es für die sieben Vorstandsmitglieder einschließlich der Pensionsansprüche insgesamt 20,2 Mill. Euro. Unter der Annahme, dass der Vorstandsvorsitzende etwa doppelt so viel erhält, ergeben sich für Scheider rund 5 Mill. Euro. Die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Unternehmen bekamen im Schnitt allerdings 8,3 Mill. Euro.