Von Werner Rüppel, Frankfurt

An den Kapitalmärkten schreitet die passive Revolution voran. Denn die Zahl der in börsennotierten Indexfonds, den Exchange Traded Funds, kurz ETFs, angelegten Gelder wächst stetig. Und das auch in Europa in Form von Ucits-ETFs, wobei Amerika beim Anteil der passiven Investments eine Vorreiterrolle einnimmt. Hinzu kommt, dass immer mehr Anleger, bevorzugt auch junge Investoren, die ETFs entdecken, und Discount- und Neo-Broker ihr Angebot ausweiten. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist die ETF-Branche davon überzeugt, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum in den kommenden Jahren fortsetzen wird.

Ein Kernprodukt für passive Anleger, das vor allem auch bei Sparplänen wachsende Beliebtheit genießt, sind ETFs auf den globalen Aktienmarkt. Der Vorteil dieser Produkte: Sie eröffnen einen breit diversifizierten und kostengünstigen Zugang zum Weltaktienmarkt. Nicht zuletzt haben die Welt-Aktien-ETFs in den vergangenen Jahren hohe Wertzuwächse erzielt, wie auch die Tabelle zeigt. Die Performance beträgt auf Sicht von zehn Jahren satte 10,7% bis 11,8% pro Jahr.

Doch zurück zu den Gebühren. In der ETF-Branche herrscht großer Wettbewerb. Vor diesem Hintergrund sind die laufenden Kosten für Standardprodukte auf den MSCI World, der die Aktien der Industrieländer umfasst, und auf den MSCI All Country World Index (ACWI), der auch Schwellenländer mit beinhaltet, über die Jahre deutlich gesunken. Sie beginnen inzwischen bei 12 Basispunkten (BP) pro Jahr und liegen häufig gerade einmal bei etwa 20 BP pro Jahr. Amundi bietet einen ETF auf einen von Solactive entwickelten Weltaktienindex sogar zu lediglich 5 BP pro Jahr an. Viel günstiger geht es nicht. Daher werden ETFs mitunter auch als „Aldi“-Fonds bezeichnet.

Inzwischen bilden die Aktien-ETFs die jeweiligen Indizes auch vorwiegend physisch ab, sie kaufen also die Aktien direkt und bilden die Indizes nicht synthetisch über Swaps ab. Auch die physische Abbildung ist etwas, was doch viele Investoren begrüßen.

Über die gängigen Indizes investieren Anleger zwar breit gestreut am Aktienmarkt. So setzt sich zum Beispiel der MSCI World aus mehr als 1500 Titeln zusammen. Trotzdem gibt es eine gewisse Unwucht, von der Anleger zumindest wissen sollten. Der größte Aktienmarkt weltweit befindet sich in den USA. Entsprechend nimmt Amerika bei den nach Marktkapitalisierung berechneten Indizes ein großes Gewicht ein. Beim MSCI World sind es aktuell 67,7% und beim MSCI ACWI 60%. Dahinter folgt übrigens Japan mit 6,2% bzw. 5,5%. Sollte es also am US-Aktienmarkt zu einem Einbruch kommen, schlägt dieser auch stark auf dem MSCI World durch.

Zudem sind die großen Tech-Schwergewichte im MSCI World und auch im MSCI ACWI stark vertreten. So beträgt der Anteil von Apple am MSCI World 4,3%. Dahinter folgen Microsoft mit 3,3%, Alphabet mit 2,2% und Amazon mit 1,8%. Auf der anderen Seite waren es gerade dieser hohe US-Anteil und der recht große Anteil von Big Tech, welche die Performance des MSCI World und auch des MSCI ACWI in den vergangenen Jahren getrieben haben.

Darüber hinaus unterliegen auch die Welt-Aktien-ETFs natürlich dem allgemeinen Aktienmarktrisiko. Kurzfristige Rückschläge sowie auch größere Schwankungen sind daher immer möglich. Dafür winkt dann langfristig eine durchaus hohe Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittliche Erträge. Nur wer die genannten Schwankungen nicht aushalten kann oder wer sein Geld in Bälde wieder benötigt, sollte nicht in solche Aktien-ETFs investieren.

Die Gelder, die in diesen Produkten investiert sind, haben in den vergangenen Jahren beträchtliche Größen erreicht. So sind im Core-ETF der Blackrock-Tochter iShares auf den MSCI World inzwischen satte 45,2 Mrd. Euro angelegt. Auch ein entsprechender ETF der DWS-Marke Xtrackers kommt auf 9,3 Mrd. Euro. Und Vanguard verwaltet über einen ETF auf den FTSE All-World-Aktienindex 14,7 Mrd. Euro.

In den Weltaktienmarkt können Anleger inzwischen auch über eine Reihe von nachhaltig ausgerichteten ETFs investieren. So hat zum Beispiel die UBS bereits vor etlichen Jahren einen ETF auf den MSCI World Socially Responsible Index aufgelegt. Auch hier kann sich die Performance über zehn Jahre mit 11,5% pro Jahr sehen lassen. Nachhaltig lohnt hier also genauso.