Schufa übernimmt Fintech-Plattform Bonify
lee Frankfurt
Um die Digitalisierung ihres Angebots für Privatkunden schneller voranzubringen, übernimmt die Schufa ihren Berliner Kooperationspartner Forteil. Das 2015 gegründete Fintech-Unternehmen betreibt die Smartphone-App Bonify, die ihren Nutzern Zugang zu ihren Bonitätsdaten bei der Schufa-Wettbewerberin Creditreform gewährt. Unternehmensgründer Andreas Bermig bleibt den Angaben zufolge ebenso an Bord wie die übrigen rund 40 Beschäftigten des Start-up-Unternehmens.
Die vom schwedischen Finanzinvestor EQT umworbene Schufa kooperiert bereits seit Mai dieses Jahres mit Bonify bei der Entwicklung einer App, die Privatkunden Einblick in ihre Daten gewähren soll. Dank der Übernahme hofft sie, dies zumindest den Bonify-Nutzern bereits 2023 und damit ein Jahr früher als angekündigt ermöglichen zu können.
Wie zu erfahren ist, lässt sich die Schufa die vollständige Übernahme des Start-up-Unternehmens bis zu 20 Mill. Euro kosten. Die finale Höhe des Kaufpreises hängt davon ab, inwieweit sich die im Rahmen der Verkaufsverhandlung projektierten Geschäftserfolge einstellen. Der jetzt mit mehreren Dutzend Nutzern unterzeichnete Deal soll bis Ende Januar abgeschlossen werden.
Bonify hat mit rund 1,6 Millionen registrierten und 1 Million aktiven Nutzern eine höhere Reichweite bei den Verbrauchern als die Schufa. Das erweiterte, kostenpflichtige Angebot rund um die Selbstauskunft haben nach Schufa-Angaben etwa 600 000 Menschen abonniert. Anders sieht es bei der Relevanz der Daten aus. In der Finanzbranche gelten die Schufa-Daten als Goldstandard, während die Bonify-Daten bislang nur von einzelnen Kooperationspartnern akzeptiert werden. Das Geschäftsmodell der Plattform beruht darauf, dass die Nutzer ihre Daten freiwillig preisgeben, um leichter an Kreditkarten und andere Finanzprodukte zu kommen.
Da die Plattform auch nach der Übernahme rechtlich unabhängig bleiben soll, ist ein Datentransfer zwischen Bonify und Schufa nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Nutzer möglich. Das ist datenschutzkonform, wie die Schufa betont. Zum anderen soll es wohl auch vermeiden, dass die Bonify-Nutzer aus Angst vor der als intransparent geltenden Schufa die Flucht antreten. Das Unternehmen hatte sich vor zwei Jahren Kritik von Verbraucherschützern eingehandelt, weil es die ebenfalls freiwillig erhobenen Kotonutzungsdaten der Open-Banking-Plattform Finapi aus München zeitweise in das Projekt „Checknow“ einfließen ließ.
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