Japans irreführende Aktienbarometer
Börsenbarometer
Japans Aktienindizes führen leicht in die Irre
mf Tokio
Der japanische Aktienmarkt zeigt auch 2024 große Stärke. Der Nikkei 225 übertraf nach rund 34 Jahren seinen alten Rekord von Ende 1989 und kletterte danach über die runde Marke von 40.000. Doch diese Aussage kann Anleger leicht in die Irre führen.
Erstens berechnet der Nihon Keizai-Verlag diesen Index auf Preisbasis in Yen, wenn auch mit einem komplizierten Angleichungsfaktor. Mutmaßlich orientierte man sich beim Start 1950 am Dow Jones. Aber die Methode übertreibt das Gewicht von Unternehmen mit kleiner Marktkapitalisierung, aber hohem Aktienpreis. Das führt etwa dazu, dass die Modehandelsgruppe Fast Retailing im Nikkei 225 rund acht Mal schwerer ist als Toyota, obwohl der Börsenwert des Autobauers 3,5 Mal höher ist.
Geschrumpfte Bedeutung
Zweitens hat sich der heutige Nikkei 225 gegenüber 1989 stark verändert. Damals repräsentierten japanische Aktien 40% des weltweiten Börsenwertes. Heute sind es nur noch 6%. Seine damalige Marktkapitalisierung erreichte der Nikkei schon im Juli 2023. Aber das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist heute drei Mal niedriger und der Gewinn pro Aktie entsprechend drei Mal höher. Die Übertreibungen von damals wurden also abgebaut.
In den 1980er Jahren wurde der Nikkei 225 von Banken und Stromversorgern dominiert. Heute entfallen 50% des Börsenwertes auf Tech- und 23% auf Konsumgüter-Unternehmen. Dadurch schwankt der Nikkei relativ stark mit der Konjunktur. Zudem machten Überkreuzbeteiligungen 50% des Marktes aus. Heute ist dieser Anteil auf 10% geschrumpft, sodass mehr Aktien im freien Handel sind.
Viele Profi-Anleger bevorzugen den breiter gefassten Topix, der sein Hoch von 1989 immer noch nicht erreicht hat. Seine Marktkapitalisierung ist nur rund ein Drittel größer als beim Nikkei, obwohl der Topix fast zehnmal mehr Mitglieder hat. Die Performance leidet darunter, dass 47% der Topix-Firmen unter Buchwert notieren. Deshalb hat die Japan Exchange Group (JPX) als Börsenbetreiber 2022 den etwas kleineren „Prime“ eingeführt. Im Mai 2023 folgte der „Prime 150“, dessen Mitglieder ähnliche Qualitäten wie die Unternehmen im S&P 500 haben sollen.
