3i greift bei Glasfaser-Anbieter DNSNET ein
Von Heidi Rohde, Frankfurt
Im deutschen Glasfasermarkt ist „noch genügend Platz“, wie Matt Barker, Partner bei 3i Infrastructure befindet. Allein dies ist ein gewichtiger Grund, warum die börsennotierte Investmentgesellschaft mit dem Einstieg beim Berliner Glasfaseranbieter DNS:NET einen ersten Deal hierzulande unter Dach und Fach gebracht hat. Barker zeigt sich ebenso wie sein Kollege Peter Wirtz, Co-Managing Director von 3i Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung „zuversichtlich, dass wir bald weitere Engagements vermelden können“.
An DNSNET hat 3i Infrastructure einen Mehrheitsanteil (60%) von der Deutschen Beteiligungsgesellschaft (DBAG) sowie dem DBAG ECF und Gründer und CEO Peter Lucke erworben. Lucke bleibt im Zuge des Eigentümerwechsels an Bord und hält die restlichen 40% an dem Unternehmen, in das 3i zunächst 182 Mill. Euro investiert. Für das künftige Wachstum ist bei Bedarf eine „Mischfinanzierung aus Eigenmitteln und Schulden“ angedacht, so Barker. Die DBAG hatte die 1998 gegründete DNSNET, die als größter unabhängiger Glasfaserbetreiber im Großraum Berlin bezeichnet wird, ihrerseits im September 2013 gekauft und hatte dabei 35 Mill. Euro aus dem DBAG ECF reingesteckt, für eine Beteiligung von 37,5%. Darüber hinaus war die DBAG direkt mit 15,7% eingestiegen. In der Hand des Frankfurter Finanzinvestors, der damals auch beim Wettbewerber Inexio eingestiegen war – inzwischen Teil von Deutsche Glasfaser –, erzielte DNSNET 2019 einen Jahresumsatz von 21 Mill. Euro. Dies war gegenüber Vorjahr ein Plus von 17%.
Künftig rechnet Barker ebenfalls mit großen Sprüngen. Nicht zuletzt infolge der Pandemie, die einer dezentralen Arbeitsorganisation und damit dem Bedarf an digitaler Infrastruktur einen großen Schub gegeben hat. „Die Arbeit im Homeoffice aber ebenso privates Entertainment wie Gaming und Video-Streaming treiben die Nachfrage nach Bandbreite. Diese kann am besten durch Glasfaser dargestellt werden.“ Aus seiner Sicht hat DNSNET damit „ideale Voraussetzungen für künftiges Wachstum“. Das Unternehmen konzentriert sich auf direkte private Hausanschlüsse (FTTH) und verfügt derzeit über mehr als 150000 davon.
3i setzt auf „den großen Nachholbedarf in Deutschland“, das derzeit nur über eine FTTH-Abdeckung von rund einem Sechstel der Haushalte verfügt. Der europäische Durchschnitt liegt bei 33%, wobei nun mit einem jährlichen Wachstum von 30% hierzulande gerechnet wird, um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen, die 43 Millionen Haushalten bis 2025 eine Anschlussgeschwindigkeit von 1 Gigabit versprechen.
Mit dem Einstieg bei DNSNET tastet sich 3i im Infrastrukturbereich nicht nur erstmals in Deutschland vor, sondern auch im Bereich der Telekommunikation. Bisher gehört aus diesem Sektor nur die norwegische Tampnet zum Portfolio, ein Anbieter von Unterseeglasfaserverbindungen, der schwerpunktmäßig in der Nordsee und vor der mexikanischen Küste operiert. Sie wurde 2019 erworben. Ansonsten dominieren Versorger sowie Logistik- und Transport-Unternehmen, darunter Attero in Belgien und Joulz in den Niederlanden sowie Valorem (Frankreich).
Infrastruktur-Investments haben seit einigen Jahren bei Finanzinvestoren Hochkonjunktur. Sie zeichnen sich im Vergleich zu klassischen Leveraged Buy-outs durch ein niedrigeres Rendite-Risiko-Profil aus. So strebt 3i bei ihren Portfoliounternehmen in diesem Bereich „eine Rendite von 8% bis 10% an“, wie Barker sagt. Dabei betont er die „sehr flexible Haltedauer“, die den Investor von anderen unterscheide. Denn 3i Infrastructure investiert als börsennotierte Tochter der ebenfalls gelisteten 3i Group auch aus der eigenen Bilanz, nicht aus einem Fonds, der gegebenenfalls den Zwang zum Exit mit sich bringt, weil der Anlagehorizont abläuft. Sie hat insgesamt derzeit 4,9 Mrd. Pfund under Management.
Die im klassischen Private Equity tätige deutlich größere Mutter (10,5 Mrd. Pfund under Management) stellt ihren Investoren eine „Mindestrendite von 15%“ in Aussicht, wie Barkers Kollege Wirtz erläutert. Mit Buy-outs hat 3i hierzulande schon deutlich länger Fuß gefasst. Zu den bekanntesten Beteiligungen der Vergangenheit gehörten Norma Group und Scandlines.
Gerade Letztere hielt 3i über mehr als 10 Jahre. Beim „Verkauf“ 2018 holte 3i mit 1,7 Mrd. Euro den siebenfachen Einsatz raus. Scandlines gehört weiterhin 3i als eigenständiges Asset. Aktuell zählen unter anderem die 2014 erworbene Juwelierkette Christ sowie die jüngeren Investments Gartenhaus und Luqom zum deutschen Portfolio.