Industriekonzern

ABB katapultiert sich aus der Krise

Seit einem guten Jahr räumt Björn Rosengren beim größten Schweizer Industriekonzern ABB auf. Der Fokus auf Effizienz hat dem Dickschiff schon eine Marge eingebracht, wie lange nicht mehr gesehen.

ABB katapultiert sich aus der Krise

Reuters/dpa-afx/kro Frankfurt

− Der schwedisch-schweizerische Elektrotechnik- und Maschinenbaukonzern ABB kommt mit seinem Umbauprogramm unter der Ägide von CEO Björn Rosengren sichtlich voran. Dank strenger Kostendisziplin und besser laufender Geschäfte in allen Bereichen hat es der Siemens-Konkurrent bereits im zweiten Quartal geschafft, an sein Margenziel für 2023 von 15 % zu gelangen. So hoch war die operative Rendite seit dem Jahr 2008 nicht mehr. Mehr will sich das Unternehmen in dem Bereich aber trotzdem erstmal nicht vornehmen. „In den nächsten Quartalen kommen noch einige Herausforderungen auf uns zu“, sagte Rosengren in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. So dürfte ABB, wie viele andere Industrieunternehmen, noch mit Gegenwind in Form von Halbleiterknappheiten und Preissteigerungen bei Rohstoffen zu kämpfen haben. „Es würde mich sehr überraschen, wenn wir das Ziel auch im Gesamtjahr erreichen würden“, sagte Rosengren.

Erwartungen übertroffen

Trotz niedriger Vergleichswerte aus dem Vorjahr habe sich das vergangene Quartal als „Erholungsquartal“ erwiesen, so der Konzernchef. Ging es beim Umsatz und Auftragseingang im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Verwerfungen noch jeweils zweistellig nach unten, verzeichnete der Konzern nun je zweistellige Zuwächse. Der Reingewinn hat sich sogar mehr als verdoppelt, von 319 Mill. Dollar im vergangenen Jahr auf nun 752 Mill. Dollar. Damit habe ABB „durch die Bank besser als erwartet abgeschnitten“, schrieb UBS-Analyst Guillermo Pei­gneux Lojo in einer ersten Reaktion am Donnerstag. Zu einem ähnlichen Fazit kamen auch andere Analysehäuser. Zu einer Erhöhung des Kursziels sah sich indes kaum einer veranlasst. Jefferies-Analyst Simon Toennessen hielt sogar an seiner „Underperform“-Einstufung fest. Angesichts des Bewertungsaufschlags in der Aktie seien die neuen Jahresziele „wahrlich nicht genug“, so der Experte. Hatte das ABB-Management zuvor noch ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von um die 5% für 2021 angepeilt, geht es jetzt von einem Plus von knapp unter 10% aus. An der Börse griffen die Anleger zumindest gern zu: Mit einem Zuwachs von 2,63% war die Aktie zwischenzeitlich Spitzenreiter im Schweizer Leitindex SMI. Einen Teil der Gewinne gab das Papier dann aber im Tagesverlauf wieder ab.

Spin-offs kommen 2022

Besonders stark legten die Auftragseingänge wieder in der Elektrifizierungssparte zu. Hier hatte Rosengren Ende April die Abspaltung des wachstumsstarken Geschäfts mit Ladestationen für Elektroautos angekündigt. Die Unterlagen für ein IPO dürften im vierten Quartal vorliegen, so der Manager. Falls ABB einen entsprechenden Entscheid fälle, könnte die Sparte im frühen Verlauf des kommenden Jahres an die Börse kommen. Mit dem Schritt hofft ABB auf eine höhere Bewertung der Division, als sie im Gesamtkonzern bislang zu erzielen ist.

Gleichzeitig treibt ABB die Verselbständigung ihres auf Dieselmotoren spezialisierten Turbolader-Geschäfts voran. Die Vorbereitungen für einen Börsengang dürften im vierten Quartal 2021 starten. „Falls wir uns für eine Abspaltung entscheiden, könnte das im zweiten Quartal passieren“, sagte Rosengren.

ABB
Konzernzahlen nach US-GAAP
2. Quartal 
in Mill. Dollar20212020
Auftragseingang79896054
Umsatz74496154
Ergebnis aus Geschäftstätigkeit 1094  571
Operatives Ebita1113651
Nettoergebnis752319
Ergebnis je Aktie (Dollar)0,370,15
Operativer Cash-flow663680
Börsen-Zeitung