Adidas vertraut trotz allem auf China
jh München
Der Sportartikelkonzern Adidas hält an China als wichtigem großen Markt fest. „Wir sind überzeugt vom künftigen Potenzial“, sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Adidas werde weiter dort investieren. Den Umsatzrückgang um währungsbereinigt 35% im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr begründete der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted vor allem mit den Lockdowns wegen der Pandemie, derzeit in rund 80 Großstädten. Der Boykott westlicher Waren, auf den der kleinere Konkurrent Puma immer wieder verweist, spielt aus Rorsteds Sicht keine große Rolle. Auch der Umsatz chinesischer Sportmarken gehe zurück, fügte er hinzu.
Ob die mit dem Besuch der US-amerikanischen Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan verschärften politischen Spannungen die chinesischen Konsumenten beeinflussten, lasse sich noch nicht sagen, meinte Rorsted. Das Thema Taiwan erwähnte der Vorstand in seiner Präsentation nicht. „Wir nehmen das aber sehr ernst“, beteuerte der Vorstandschef. Schon seit zehn Quartalen spreche er über die politischen Spannungen zwischen China und dem Westen.
Da sich wegen der Lockdowns das Geschäft in China langsamer erholt als vom Management erwartet, senkte Adidas schon vor einer Woche die Jahresziele für den Umsatz, die operative Marge und den Nettogewinn (vgl. BZ vom 27. Juli). Für China rechnet das Management im gesamten Jahr nun mit einem um einen deutlich zweistelligen Prozentwert geringeren Umsatz.
Für Europa vorsichtiger
In der neuen Prognose ist angesichts der gesamtwirtschaftlichen Risiken ein möglicher Rückgang der Konsumausgaben in den anderen Märkten enthalten. Das sei bisher aber nicht festzustellen, berichtete Rorsted. Im Gegenteil: Nach einem währungsbereinigten Erlöswachstum von gut 17% im ersten Halbjahr erwartet er nun im gesamten Jahr in Nordamerika einen Anstieg nahe von 20%. Für Europa ist der Vorstand dagegen jetzt vorsichtiger: Hier wird mit einer Zunahme des Umsatzes von etwas mehr als 10% gerechnet. In den ersten sechs Monaten legte die Region Europa, Naher Osten, Afrika um knapp 8% zu. Ror-sted betonte, dass der Erlös in den Märkten, die mehr als 85% des Geschäfts von Adidas ausmachten, im zweiten Quartal um 14% gewachsen sei. Die Region Asien-Pazifik (ohne China) kehrte im zweiten Quartal mit 2,6% zu einem Wachstum zurück.
Dass die Schwäche in China Adidas stärker als die Konkurrenz trifft, begründete Rorsted damit, dass Adidas dort den vielleicht größten Geschäftsanteil der Branche habe. China sei für das Wachstum von Adidas gut gewesen und werde wieder attraktiv sein. Der Anteil Chinas am Konzernumsatz sank im zweiten Quartal auf 12,8 (i.V. 19,8)%. Die operative Marge fiel in dem einst profitabelsten Markt auf 13,7% – 16,8 Punkte weniger als vor einem Jahr. In allen anderen vier Weltregionen war die Marge erstmals gleichzeitig höher als 20%.