Short-Attacke

Adler-Vertrauensverlust strahlt aus

Die durch eine Shortseller–Attacke ausgelösten Turbulenzen der Adler Group schlagen mit Wucht auf die Anleihe des Großaktionärs Aggregate durch. Auch die Bond­notierungen des Immobiliendienstleisters Corestate leiden.

Adler-Vertrauensverlust strahlt aus

hek Frankfurt

Während der umstrittene österreichische Investor Cevdet Caner mit scharfen Worten auf die Vorwürfe des britischen Shortsellers Fraser Perring reagiert, stehen die Anleihekurse des Adler-Group-Großaktionärs Aggregate Holdings und des Immobiliendienstleisters Corestate Capital, bei dem Aggregate ebenfalls involviert ist, weiter unter Druck.

Der bis 2025 laufende Aggregate-Bond, der in den ersten Septembertagen noch bei 98% notierte, ist an der Börse Frankfurt inzwischen in den Bereich um 56% abgesackt. Das spiegelt einen dramatischen Vertrauensverlust in das Immobilienunternehmen. Die Anleihe im Volumen von 600 Mill. Euro, die im vergangenen November begeben wurde, ist mit einem hohen Kupon von 6,875% ausgestattet. Aggregate ist durch den Kursverfall der Adler-Aktien, deren Marktkapitalisierung sich seit Juni auf 1,4 Mrd. Euro halbiert hat, in die Bredouille geraten. Der Wohnimmobilienkonzern steht unter Beschuss durch Perrings Firma Viceroy Research. Der Wohnungsriese Vonovia greift Aggregate mit einem Kredit unter die Arme und hat sich im Gegenzug eine Kaufoption für 13,3% an Adler Group zum Preis von 14 Euro je Aktie gesichert. Gemessen am Net Tangible Asset, den Adler im letzten Zwischenbericht mit 42,12 Euro je Aktie angegeben hat, erscheint der Preis sehr niedrig – selbst dann, wenn man deutliche Abschläge vom offiziellen inneren Wert vornimmt.

Aggregate gehört dem österreichischen Investor Günther Walcher, den Caner eigenen Angaben zufolge berät. Die vor allem in Deutschland investierte Aggregate gibt ihre Assets mit 8,3 Mrd. Euro und den Bruttoentwicklungswert der Immobilienprojekte mit 9,5 Mrd. Euro an.

Ebenfalls unter Druck stehen die Corestate-Anleihen. Die Notierung des bis 2023 laufenden Fünf-Jahres-Unternehmensbonds, die sich in den Sommermonaten deutlich erholt hatte, ist von 96 oder 97% Mitte September auf 81% abgerutscht. Auch hier ist Aggregate Großaktionär und hält gemäß den Angaben auf der Corestate-Homepage zusammen mit einem Partner 19,7%. Bei Corestate kam es im vergangenen Jahr zu einem Großaktionärswechsel mit Komplettrücktritt des Aufsichtsrats und Berufung eines neuen CEO. Im Januar wurde die Wertpapierhandelsbank Aggregate Financial Services übernommen. Die Akquisition wurde weitgehend mit neuen Aktien bezahlt, was zu einer starken Verwässerung der Altaktionäre führte.

Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht, hält der Fonds Fairwater Multi-Strategy Investment nur noch einen Anteil von 0,04% an Adler Group. Vorher waren es 5,52%. Fairwater bezeichnet sich als alternative Investmentfirma und operiert in den Bereichen Credit, Immobilien und erneuerbare Energien. Demgegenüber legt die US-Bank Morgan Stanley eine Beteiligung von 5,11% an Adler Group offen, die über Finanzinstrumente erworben worden sei.

Der bisher gegenüber der Presse sehr schweigsame Investor Caner kontert die Attacken von Fraser Perring mit einer medialen Offensive, in der er dem Shortseller vorhält, ein Betrüger zu sein, und ihn als kriminellen Dummkopf bezeichnet. Nichts in dem Report Perrings sei wahr. Die Falschbehauptungen manipulierten den Markt und seien kriminell.

Caner hat nach eigenen Angaben Strafanzeige gestellt und kündigt Zivilklagen an. Perring beschreibt Caner als Schatten-Chef, der Adler kontrolliere. Ein Netzwerk um Caner profitiere von Transaktionen zulasten von Aktionären und Anleihegläubigern. Adler Group hat den Vorwurf, die Immobilienwerte in der Bilanz seien überhöht, als falsch zurückgewiesen. Als Shortseller profitiert Perring vom Adler-Kursverfall.

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