Advent könnte Ultra schnell zerlegen
hip London
Der US-Finanzinvestor Advent International könnte einem Bericht des „Telegraph“ zufolge noch in diesem Jahr damit beginnen, die Teile von Ultra Electronics zu verkaufen, die nichts mit Rüstung zu tun haben. Voraussetzung ist allerdings, dass Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng den 2,6 Mrd. Pfund schweren Deal endgültig durchwinkt. Er hatte die Wettbewerbsbehörde CMA (Competition & Markets Authority) angewiesen, die Auswirkungen auf die nationale Sicherheit zu prüfen. Ultra liefert Komponenten für die britische Atom-U-Boot-Flotte. Von der Private-Equity-Gesellschaft aus Boston wird erwartet, dass sie sich auf das Rüstungsgeschäft konzentriert und die restlichen Teile des Geschäfts schnell veräußert. Angeblich drohten US-Beamte damit, die militärische Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten könnte darunter leiden, wenn Kwarteng die Übernahme nicht genehmige.
Advent hatte einem früheren Bericht zufolge angeboten, die streng geheimen Teile des Geschäfts in zwei getrennten juristischen Körperschaften unterzubringen. Jede soll einen von der Regierung bestimmten Direktor erhalten, um britische Sicherheitsinteressen zu schützen und den Staat einzuschalten, sollte das Unternehmen für die Landesverteidigung wichtige Dienste einschränken oder verkaufen wollen. Mindestens die Hälfte der Boardmitglieder von Ultra und der Chairman sollen Briten bleiben, solange Ultra Advent gehört.
Bei der Übernahme von Cobham hatte der Finanzinvestor lediglich versprochen, ein „guter Treuhänder“ zu sein. Die Technologie von Cobham verschaffte der Royal Air Force im Falkland-Krieg die nötige Reichweite. Familienangehörige des britischen Luftfahrtpioniers Alan Cobham hatten sich lange gegen den Erwerb durch Advent gestemmt. Doch die Aktionäre winkten den Deal durch. Im Januar 2020 wurde die 4 Mrd. Pfund schwere Transaktion abgeschlossen. Es folgte eine Reihe von Teilverkäufen. Cobhams breit gefächertes Angebot reichte von Antennensystemen bis zur Pilotenausbildung. Axell Wireless ging an den Sanierer Rcapital, das Pilotentraining an Draken International. Der US-Luftfahrtzulieferer Transdigm nahm sich des Antennengeschäfts an. Eaton Corp. erwarb die Technologie zur Betankung von Flugzeugen in der Luft. Was von Cobham übrig blieb, hat in Großbritannien keine Produktionsstandorte mehr. Auch Ultra verfügt über ein breites Angebot.
Aus Sicht von Advent dürfte es attraktiv sein, aus der verbliebenen Cobham Advanced Electronic Solutions und dem 2015 von Ultra erworbenen Rivalen Herley Industries einen Militärelektronik-Champion zu schmieden.