Advent startet 25-Mrd.-Dollar-Fonds
cru Frankfurt
Advent International hat mit 25 Mrd. Dollar den zweitgrößten Private-Equity-Fonds aller Zeiten aufgelegt. Die Buy-out-Firma, die sich mehrheitlich im Besitz ihrer Partner befindet und nicht an der Börse notiert, hat weniger als sechs Monate benötigt, um die Kapitalzusagen einzuwerben. Das gab der Finanzinvestor am Dienstag bekannt. Das rasche Fundraising zeigt, dass die Nachfrage der Investoren nach Large-Cap-Buy-out-Fonds trotz des sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds stark bleibt. Offenbar werden den Private-Equity-Fonds mit ihren Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse trotz steigender Anleiherenditen und angesichts der Korrektur am Aktienmarkt bessere Renditen zugetraut.
Der Fonds namens „Advent International GPE X LP“ hat Zusagen von Pensionsfonds, Staatsfonds, Stiftungen und vermögenden Privatpersonen erhalten und die von Advent angestrebte Obergrenze erreicht. Damit erhöht sich das von Advent verwaltete Vermögen auf mehr als 100 Mrd. Dollar. Der neue Fonds fällt 40% größer aus als sein Vorgänger. „Typischerweise investieren wir 40% des Volumens in Europa“, sagte Advent-Deutschland-Manager Ranjan Sen der Börsen-Zeitung. „Im gesamten Fonds werden es voraussichtlich rund 40 Transaktionen mit einem Volumen von jeweils zwischen 100 Mill. und 2 Mrd. Dollar sein.“
Advent habe bisher keinen „Anlagedruck“ verspürt. „Wir versuchen, auch die weniger wahrscheinlichen Transaktionen zu erschließen, weil sie häufig die höchsten Renditen einbringen. Wir haben gute Beziehungen zu zahlreichen Unternehmensführungen. Daher werden wir einen Teil des Geldes sicher in Ausgliederungen von Unternehmensteilen aus Konzernen (Carve-outs) sowie in börsennotierte Unternehmen (Public-to-Private) und in Familienunternehmen investieren“, sagte Sen. In den vergangenen Jahren haben sich die Fundraising-Zyklen verkürzt, da die Anleger in Zeiten niedriger Zinsen nach Anlageklassen suchten, die höhere Erträge abwerfen. Dies veranlasste die größten Private-Equity-Firmen der Welt, immer größere Fonds aufzulegen, um ihre Kriegskassen für die Übernahme von Unternehmen zu füllen.
Obwohl in Boston gegründet, investierte Advent in den vergangenen Jahren stärker in Europa als in Amerika – und in Deutschland überproportional. Im Februar 2020 übernahm der Finanzinvestor mitten in den Wirren der beginnenden Corona-Pandemie zusammen mit dem Konkurrenten Cinven die Thyssenkrupp-Aufzugssparte für 17,2 Mrd. Euro – einer der größten Private-Equity-Deals in Europa. Zum hiesigen Advent Portfolio zählen Innio (ehemals Jenbacher), die GE 2018 für 3,25 Mrd. Dollar abgekauft wurde und Kolbengasmotoren für Stromerzeugung herstellt, sowie die Deutsche Fachpflege Gruppe, größter Anbieter für außerklinische Intensivpflege hierzulande, der Zahlungsdienstleister Concardis – und bald wohl auch die Aareal Bank.
Die Advent-Teams wollen Transaktionen in Sektoren wie Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Industrie, Einzelhandel, Konsumgüter und Freizeit sowie Technologie anstreben. Der Fonds ist der zweitgrößte Private-Equity-Pool, der jemals aufgelegt wurde, – hinter einem 26 Mrd. Dollar schweren Vehikel, das Blackstone 2019 startete, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Private-Equity-Firmen sind weiterhin fleißige Käufer von Unternehmensbeteiligungen – auch wenn sich die M&A-Aktivitäten weltweit verlangsamen. Bloomberg-Daten zufolge waren Finanzinvestoren in diesem Jahr an Übernahmen im Gesamtwert von 477 Mrd. Dollar beteiligt, was einem Anstieg von mehr als 17% gegenüber dem gleichen Zeitpunkt im Jahr 2021 entspricht. Treiber dafür waren Carve-outs und Public-to-Private-Transaktionen.
Der neue Fonds von Advent ist rund 40% größer als sein 17,5 Mrd. Dollar schweres Vorgängervehikel, das 2019 aufgelegt wurde. Advent ist dafür bekannt, dass es sich auf fremdfinanzierte Übernahmen, Carve-outs und Investitionen in Wachstumskapital konzentriert, vor allem in Europa und Nordamerika, und dass es in wachstumsstarken Sektoren wie dem Zahlungsverkehr eine starke Position einnimmt. 2021 hat der Finanzinvestor 4 Mrd. Dollar für seinen zweiten speziellen Technologiefonds aufgebracht.