Siemens Healthineers

Aktionäre sollen Mega-Akquisi­tionen ermög­lichen

Die Hauptversammlung soll im Februar einen Vorratsbeschluss fassen, der eine Kapitalerhöhung um bis zu 564 Millionen Aktien ermöglicht. Damit lässt sich ein Volumen von 36 Mrd. Euro aktivieren.

Aktionäre sollen Mega-Akquisi­tionen ermög­lichen

mic München

Siemens Healthi­neers rüstet sich für weitere Mega-Akquisitionen. Der Medizintechnikspezialist will von seinen Aktionären die Genehmigung, das Grundkapital im Bedarfsfall um die Hälfte erhöhen zu können. Dies geht aus der Einladung zur Hauptversammlung am 15. Februar hervor. Würde der Vorstand diesen Kapitalrahmen komplett ausnutzen, könnte er zum aktuellen Börsenkurs rund 36 Mrd. Euro aktivieren. Konkrete Übernahmepläne sind aber nicht bekannt. Dem Management soll mit dem neuen „Genehmigten Kapital 2022“ auch die Möglichkeit eingeräumt werden, das Bezugsrecht der Aktionäre auszuschließen.

Ansinnen erregt Unmut

Das Ansinnen erregt im Streubesitz Unmut. Die institutionellen und privaten Aktionäre hatten sich bereits auf der Hauptversammlung 2021 dagegen gewehrt, dass das Grundkapital bei Bedarf um die Hälfte erhöht werden kann. 72% des Streubesitzes lehnten damals den Vorschlag der Verwaltung ab (vgl. BZ vom 13.2.2021). Der Tagesordnungspunkt wurde dennoch mit knapp 91% der abgegebenen Stimmen angenommen, weil 79-Prozent-Aktionär Siemens mit „Ja“ stimmte. Der Mehrheitsaktionär kann auch auf der diesjährigen Hauptversammlung im Alleingang für die erforderliche Mehrheit sorgen. Der Konzern besitzt nach einer Kapitalerhöhung 75%.

Flexibilität als Ziel

Siemens Healthineers begründet den Antrag, eine Kapitalmaßnahme mit Bezugsrechtsausschluss durchführen zu dürfen, mit der erforderlichen Flexibilität für den Zeitpunkt, wenn ein Unternehmen gekauft wird: „Es soll der Gesellschaft schnelles und flexibles Handeln ermöglichen, ohne die jährliche oder eine außerordentliche Hauptversammlung abwarten zu müssen.“

Finanzvorstand Jochen Schmitz hatte in der Jahrespressekonferenz im vergangenen November mittelfristig auch größere Akquisitionen nicht ausgeschlossen, obwohl erst im vergangenen Jahr der US-Strahlentherapiespezialist Varian für rund 16 Mrd. Dollar übernommen worden ist.

Der Hauptversammlungs-Einladung zufolge will Siemens Healthi­neers bei Bedarf das Grundkapital von 1128 Mill. Euro, das in 1128 Millionen Stückaktien eingeteilt ist, um 564 Mill. Euro erhöhen können. Dieses „Genehmigte Kapital 2022“ soll bis Februar 2027 gültig sein.

Mit dem Antrag orientiert sich die Verwaltung daran, dass Siemens Healthineers seit dem Börsengang im März 2018 immer die Genehmigung hatte, das Grundkapital im Bedarfsfall um die Hälfte zu erhöhen. Teilweise war dieses Kapital genutzt worden: Im September 2020 war es ausgehend von 1 Mrd. Euro um 75 Mill. Euro erhöht worden, das Nettoemissionsvolumen für den Kauf von Varian hatte 2,7 Mrd. Euro betragen. 2,3 Mrd. Euro brutto waren hereingeholt worden, als der Konzern im März 2021 das Kapital um weitere 53 Mill. Euro erhöhte (siehe Grafik).

Nachdem das „Genehmigte Kapital 2018“ teilweise genutzt worden war, hatte Siemens Healthineers vor einem Jahr mit dem „Genehmigten Kapital 2021“ wieder auf die Hälfte des Grundkapitals aufgestockt und damit Widerstand des Streubesitzes provoziert. Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Aktionärsschützervereinigung DSW, kritisierte: „Die Größe des genehmigten Kapitals liegt mit 50% deutlich zu hoch.“ Die daraus folgende Verwässerung der Altaktionäre sei inakzeptabel:  „Als an der Börse notiertes Unternehmen muss Siemens Healthineers die dort geltenden Spielregeln beachten.“

Die Fondsgesellschaft DWS hatte den Tagesordnungspunkt ebenfalls abgelehnt. „Der vorgeschlagene Kapitalrahmen übersteigt mit 50% das von uns zulässige Maximum von 40% des Grundkapitals“, erklärte damals Portfoliomanager Hendrik Schmidt.

Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Healthineers ist, hatte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung schon vor Veröffentlichung der HV-Einladung klargemacht, dass er denkbare Akquisitionen ebenfalls im Blick hat: „Darüber, wie sich die Beteiligungsverhältnisse der Siemens AG langfristig durch potenzielle weitere Portfolioschritte von Siemens Healthineers entwickeln könnten, will ich heute nicht unnötigerweise spekulieren.“

Siemens bleibt Ankeraktionär

Auf die Frage, ob Siemens die Beteiligung an Siemens Healthineers reduzieren werde, sagte er: „Ich habe schon mehrfach gesagt, dass wir an den 75% nicht wie an einem Glaubenssatz festhalten. Im Augenblick wäre es höchst unklug, ein im Markt sehr erfolgreiches Dax-40-Unternehmen mit beeindruckender Kursentwicklung durch unnötige Ankeraktionärs-Diskussionen zu belasten, gerade angesichts seiner großartigen Perspektiven.“

Der Aktienkurs von Siemens Heal­thineers ist im vergangenen Jahr um rund 56% gestiegen. Seit Mitte November ist er in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Am Freitag beendete er den Xetra-Handel mit einem Minus von 1% auf 63,76 Euro.

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