Allianz verteidigt Spitzenplatz bei Corporate Governance
Zum vierten Mal stellt Union Investment den Dax-Unternehmen Zeugnisse über die Qualität ihrer Corporate Governance aus, zum zweiten Mal wird den MDax-Konzernen der Spiegel vorgehalten. Das Ranking dient der Fondsgesellschaft primär als Grundlage für den Dialog mit den Aufsichtsratsvorsitzenden der Unternehmen und für ihr Engagement auf Hauptversammlungen. Letztlich gehe es darum, stärker für das Thema zu sensibilisieren, die Aufmerksamkeit dafür zu schärfen, kontinuierliche Verbesserungen anzustoßen und den Kapitalmarkt als Motor für gute Unternehmensführung zu nutzen, begründet Union Investment das jährliche Ranking.
Die Einstufung basiert auf 122 bewerteten Fragen zu sieben Themenfeldern, die aus Sicht der Fondsvertreter in der Beurteilung und Bewertung der Corporate Governance von Unternehmen relevant sind. Aufgezählt werden Kapital, Vorstand, Aufsichtsrat, Vergütung der beiden Gremien, Abschlussprüfung (Audit) und Transparenz. Daneben werden sechs weitere Kriterien erhoben, aber nicht bewertet – zum Beispiel, wann die Hauptversammlung zuletzt über die Vorstandsvergütung abgestimmt hat.
Für das vom Stimmrechtsberater Ivox Glass Lewis durchgeführte Ranking wurden ausschließlich öffentlich verfügbare Daten zu Beginn des Jahres 2021 verwendet, Stichtag im Dax ist der 28. März, im MDax der 26. des Monats. Maximal können 150 Punkte erreicht werden, für das Ranking wird die Punktzahl in ein Notensystem übersetzt. Über 137,5 Punkten gibt es die Schulnote 1, unter 87,3 Punkten landet man bei einer 6. Für eine noch als ausreichend eingeschätzte Leistung müssen mindestens 100 Punkte erreicht werden.
Klassenprimus im Kreis der Dax-Werte ist wie im Vorjahr der Versicherer Allianz mit 141 Punkten. Auf den zweiten Platz hochgearbeitet hat sich die Deutsche Börse, dort stand 2019 noch Munich Re. Um einen Platz nach oben geschoben hat sich BASF, die gleiche Punktzahl erreicht Eon, die sogar zwei Stufen nach oben kletterte.
Deutlich abwärts ging es für SAP, die von Rang 3 auf 12 abstürzte. Beim Softwarekonzern gab es vor allem Abstriche, weil keine reguläre Grenze für die Mandatsdauer im Aufsichtsrat mehr festgelegt ist und es keine Übersicht gibt, welche Kompetenzen in dem Gremium erfüllt werden. Daneben sei in der vergangenen Hauptversammlung eine kritische Empfehlung zur Entlastung des Aufsichtsrats erteilt worden. Verloren haben auch Adidas (–7) und MTU Aero Engines (–6).
Größte Aufsteiger im Ranking sind Fresenius Medical Care (+9), Bayer (+8) sowie BMW (+ 7). Der Dialysekonzern hat sich in den Punkten Altersgrenzen, Entlastungsergebnis und Vergütung verbessert, für Bayer wirkte sich neben dem Ergebnis des Entlastungsvotums positiv aus, dass keine Anträge zur Sonderprüfung mehr gestellt waren, BMW punktete mit Nachbesserung bei der Unabhängigkeit im Aufsichtsrat und dem Ausweis der Mandate der Gremienmitglieder.
Der Notendurchschnitt im Dax ist im Vergleich zum Vorjahr von 2,0 auf 2,1 leicht gesunken. Die Notenskala reicht von „noch sehr gut“ (1–) bis „ausreichend“ (4) – Schlusslicht ist Delivery Hero, wo es beim Thema Vergütung Punktabzug gab und die Gutachter Aufholbedarf insbesondere in der Transparenz feststellen.
Im MDax reichen die Zeugnisse von „noch sehr gut“ (1–) bis „ungenügend“ (6).
In dem Kreis liegen Aurubis und Commerzbank punktgleich an der Spitze – für den Kupferproduzenten ein Aufstieg um vier Stufen, für die Bank um drei. Auf dem letzten Platz rangiert Encavis, der Intransparenz vorgeworfen wird insbesondere in den Angaben zum Aufsichtsrat sowie Defizite bezüglich der Vergütungssysteme.