Alstom plant Kapitalerhöhung über eine 1 Mrd. Euro
Verschuldeter Zughersteller
Alstom plant Kapitalerhöhung über 1 Mrd. Euro
TGV-Konzern will Schulden abbauen - Weiter Probleme durch Kauf Bombardier-Zugsparte
Gesche Wüpper, Paris
wü Paris
Alstom will spätestens Ende September eine Kapitalerhöhung über 1 Mrd. Euro vornehmen, um Schulden abzubauen. Die weltweite Nummer Zwei der Branche nach CRRC aus China kämpft noch immer mit Problemen, die die Übernahme der Transportsparte von Bombardier 2021 verursacht haben. Um einer drohenden Abstufung der Kreditwürdigkeitsnote auf Ramschniveau zu entgehen, hat Alstom mit dem Verkauf von Aktivitäten für 700 Mill. Euro begonnen.
So hat der Hochsteller der TGV-Hochgeschwindigkeitszügen Ende April den Verkauf des amerikanischen Bahnsignaltechnik-Geschäfts für 630 Mill. Euro an Knorr-Bremse bekanntgegeben, nachdem er im Januar seine 20%-Beteiligung an dem russischen Zugbauer Transmashholding (TMH) für 75 Mill. Euro veräußert hat. Der nun vorgestellte Plan zum Abbau der Schulden sieht neben der Kapitalerhöhung und den Verkäufen die Emission von Hybridanleihen für rund 750 Mill. Euro vor.
Free Cashflow verbessert sich
All das zusammen dürfte nach Angaben von Alstom rund 2,4 Mrd. Euro bringen. Der Netto-Schuldenabbau-Effekt entspräche dem Ziel des Konzerns, die Verschuldung um 2 Mrd. Euro zu senken, so die Analysten von Jefferies. Die Nettoverschuldung von Alstom hat sich im versetzten Geschäftsjahr 2023/ 24 bis Ende März um 859 Mill. Euro auf 2,99 Mrd. Euro erhöht.
Moody's bestätigte Mittwoch nach Vorlage des Entschuldungsplans die Kreditwürdigkeitsnote Baa3 von Alstom und kündigte an, den Ausblick demnächst von negativ auf stabil anheben zu wollen. Nach einem katastrophalen ersten Halbjahr ist es dem früheren CAC 40-Konzern in der zweiten Hälfte gelungen, den Abfluss von Barmitteln zu stoppen, so dass der Free Cashflow im Gesamtjahr -557 Mill. Euro betrug. Analysten hatten im Schnitt erwartet, dass mehr Geld abfließen würde. Der Umsatz legte um 6,7% auf 17,6 Mrd. Euro zu. Die Auftragseingänge verringerten sich um 8,4% auf 18,95 Mrd. Euro, während sich der Nettoverlust auf 302 Mill. Euro mehr als verdoppelte.
Der Bargeldmittelzufluss dürfte sich laut Alstom im laufenden Geschäftsjahr 2024/ 25 weiter verbessern, genau wie die Auslieferungen von Zügen. Im ersten Halbjahr dürfte aber erneut Geld abfließen, kündigte Alstom an. Im Gesamtjahr soll der Free Cashflow 300 bis 500 Mill. Euro betragen.
Verkauf weiterer Aktivitäten möglich
Alstom werde die Kapitalerhöhung umsetzen, sobald es die Marktbedingungen zuließen, erklärte Konzernchef Henri Poupart-Lafarge während einer Telefonkonferenz. Die beiden größten Aktionäre, die Caisse de dépôts du Québec (CDPQ) und Bpifrance, hätten bereits zugestimmt. Sie halten 17,4% und 7,5% des Kapitals. Darüber hinaus hätten BNP Paribas, Crédit Agricole Corporate and Investment Bank, J.P. Morgan und Société Générale als Koordinatoren bereits ein Standby Underwriting Commitment für den Rest der Kapitalerhöhung gegeben.
Konzernchef Henri Poupart-Lafarge während einer Telefonkonferenz. Die beiden größten Aktionäre, die Caisse de dépôts du Québec (CDPQ) und Bpifrance, hätten bereits zugestimmt. Sie halten 17,4% und 7,5% des Kapitals. Darüber hinaus hätten BNP Paribas, Crédit Agricole Corporate and Investment Bank, J.P. Morgan und Société Générale als Koordinatoren bereits ein Standby Underwriting Commitment für den Rest der Kapitalerhöhung gegeben.
Der Konzern könnte sich von weiteren Aktivitäten trennen, kündigte Poupart-Lafarge an. Er beobachte aber auch Akquisitionsmöglichkeiten. Neben Problemen mit der Abnahme bestellter Züge leidet Alstom noch immer unter belastenden Projekten, die die Transportsparte von Bombardier mitgebracht hat. Die Integration der Sparte soll erst im Laufe des Geschäftsjahres 2024/ 25 abgeschlossen werden.