Altice fordert Festnetz-Spin-off bei BT
hei Frankfurt – Unmittelbar nach dem Kauf von 12,1% an BT Group macht der neue Großaktionär Altice bereits Druck. Die vom französischen Milliardär Patrick Drahi kontrollierte Gesellschaft, die 2,2 Mrd. Pfund für den Einstieg hingeblättert hat, dringt Medienberichten zufolge direkt auf eine Abspaltung der Festnetzsparte Openreach. Die Division, deren Infrastruktur in einem milliardenschweren Kraftakt auf Glasfaser umgerüstet werden soll, sei vom Publikum derzeit „unterbewertet“, sagte Drahi unternehmensnahen Kreisen zufolge. Die BT-Aktie, die seit Jahresbeginn rund 40% zugelegt hat, kletterte um 1,9% auf 195 Pence.
Während Analysten warnten, ein Spin-off-Projekt könnte den aus Wettbewerbsgründen dringend notwendigen Glasfaserausbau bei BT verzögern, hatte Altice klargestellt, die Ausbaustrategie unterstützen zu wollen. Klar ist allerdings, dass der britische Konzern, dessen Schuldenstand von rund 17 Mrd. Pfund keine größeren Spielräume mehr auf der Fremdkapitalseite lässt, für den geplanten Bau von 25 Millionen Glasfaseranschlüssen noch Geld auftreiben muss. Neben dem Verkauf der Sparte BT Sports, bei der Investorengespräche laufen und unter anderem Amazon und Disney als Interessenten gehandelt werden, ist auch eine Abspaltung und Öffnung von Openreach denkbar. Eine Verselbständigung der Einheit war aus Wettbewerbsgründen schon länger von der Aufsichtsbehörde Ofcom gefordert worden. BT hatte sich allerdings bisher scharf dagegen verwehrt.
Ein kompletter Spin-off der Festnetzsparte wäre ein Präzedenzfall in Europa. Bestrebungen zur Trennung eines ehemals staatlichen Telekommunikationskonzerns von der Netzinfrastruktur gibt es bisher nur in Italien, wo die staatliche Cassa Depositi e Prestiti eine Mehrheit an der Netzgesellschaft Open Fibre bekommt, in die auch Telecom Italia ihr Festnetz einbringen soll. Allerdings ist die Transaktion umstritten und stockt derzeit noch.
Trend zur Abspaltung
Der Trend zur Abtrennung von Geschäftsfeldern und ihrer Öffnung für Investoren hat dagegen die Telekommunikationsbranche insgesamt erfasst. Denn sie kann die erheblichen Investitionen in Glasfaser- oder auch 5G-Infrastruktur aus eigener Kraft nicht mehr stemmen und braucht daher neue Kapitalquellen. So hat der BT-Konkurrent Vodafone seine Funktürme in der neuen Gesellschaft Vantage Towers gebündelt und diese mit einem Börsengang geöffnet. Das IPO in Frankfurt brachte einen Erlös von 2,3 Mrd. Euro und machte den Wert der Sparte transparent. Vantage bringt derzeit 14 Mrd. Dollar auf die Börsenwaage.
Altice dringt nun offenbar auf einen ähnlichen Schritt bei Openreach, um Mittel für den Glasfaserausbau freizusetzen.