Anleiheboom im Bundesliga-Keller
Von Antje Kullrich, Köln
Der Abstieg ist nicht mehr zu verhindern, aber finanziell hofft der FC Schalke 04 noch auf das rettende Ufer. Der hochverschuldete Traditionsclub aus dem Ruhrpott, der als Tabellenletzter eine unrühmliche Saison beenden wird, hat am Dienstag eine neue Anleihe angekündigt. Knapp 16 Mill. Euro wollen die Königsblauen bei Investoren einsammeln bzw. sie hoffen darauf, dass ihre bisherigen Gläubiger ihre alten Schuldscheine in die neuen, fünf Jahre laufenden Papiere umtauschen. Denn die klammen Schalker drückt ein gewaltiges Problem: Anfang Juli wird eine 2016 begebene Anleihe fällig. Schon seit Monaten war klar, dass die Refinanzierung für die schon vor Corona angeschlagenen Gelsenkirchener ein Kraftakt wird. Jetzt versucht es der Club mit einem erneuten Anzapfen des Kapitalmarktes.
Diesen Weg beschreitet Schalke nicht allein. Im Keller der Bundesliga hofft derzeit noch ein weiterer Verein auf frische Mittel von Investoren, um das Desaster eines möglichen Abstiegs finanziell abfedern zu können. Auch Werder Bremen – aktuell auf dem Relegationsplatz positioniert – plant einen Bond. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Vereins. Die Zeichnungsfrist für ein Volumen von bis zu 30 Mill. Euro läuft, das Bankhaus Lampe begleitet die Emission. Bereits zum Start hätten Zusagen von Investoren für Mittel in zweistelliger Millionenhöhe vorgelegen, warben die Grün-Weißen von der Weser. Es winken zwischen 6 und 7,5% Rendite. Für die Schalke-Anleihe steht die Verzinsung noch nicht fest. Der Wertpapierprospekt wird kommende Woche erwartet. Doch so billig wie mit den bisherigen 4,25% der alten Anleihe dürften die Gelsenkirchener wohl kaum davonkommen.
Es ist in beiden Fällen für Anleger ein hochriskantes Unterfangen. Die Wirtschaftsprüfer attestieren sowohl Schalke als auch Werder bestandsgefährdende Risiken. Bei beiden Vereinen deckt das Konzern-Eigenkapital die aufgelaufenen Verluste längst nicht mehr.
Schalke spielt am Finanzmarkt schon länger auf Junk-Bond-Niveau. Im vergangenen Corona-Jahr 2020 verdoppelte sich der Konzernverlust auf fast 53 Mill. Euro, die Finanzschulden stiegen auf rund 150 Mill. Euro. Creditreform Rating hat die Einstufung des Gelsenkirchener Traditionsclubs erst Ende März auf „B–„ mit negativem Ausblick herabgestuft. Das tief in den roten Zahlen steckende Werder Bremen hat auf ein Rating gleich ganz verzichtet.
Ausfallgefahr
Dass die Liebe zum eigenen Verein sich mit kühler Finanzrationalität beißt, hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt. Vor allem sogenannte Fan-Anleihen – aufgelegt in kleinen Stückelungen und mit Schmuck-Urkunde – sind den Anlegern schon mehrfach zum Verhängnis geworden. Aktuellstes Beispiel ist der 1. FC Kaiserslautern. Der frühere deutsche Meister vom Betzenberg, heute abgetaucht in der dritten Liga, stellte im Juni 2020 Insolvenzantrag. Zu den Gläubigern zählen auch Anhänger des Clubs, die nur ein Jahr zuvor insgesamt knapp 3 Mill. Euro in eine Fan-Anleihe investiert hatten.