Arm verklagt Qualcomm
hei Frankfurt
Zwischen dem britischen Chipdesigner Arm und seinem größten Kunden Qualcomm ist ein handfester Patentstreit entbrannt. Stein des Anstoßes sind aus Sicht von Arm Lizenzen des Start-ups Nuvia, das Qualcomm im vergangenen Jahr für 1,4 Mrd. Dollar erworben hatte. Nuvia soll dem Chipgiganten, dessen Halbleiter in rund 90% aller Smartphones verbaut sind, helfen, sich vom Mobilfunksegment unabhängiger zu machen und leistungsfähige Chips für Computer wie Laptops und Server zu entwickeln. Arm erklärt, dass die Lizenzen, die Nuvia mitgebracht habe, um Qualcomm die Entwicklung neuer Hochleistungsprozessoren zu ermöglichen, inzwischen abgelaufen seien. Sie dürften daher nicht weiter unter der Verwendung von Arm-Technologie gebaut und vermarktet werden.
Ablaufdatum der Nuvia-Lizenzen sei „unstrittig“ am 1. März 2022 , was Qualcomm selbst schriftlich bestätigt habe, erklärt Arm in der am Mittwoch beim US-Bundesbezirksgericht Delawares eingebrachten Klageschrift. Umfassende Verhandlungen zwischen Arm und Qualcomm über einen neuen Lizenzvertrag hätten zu keinem Abschluss geführt.
Bei den strittigen Lizenzen handelt es sich um sogenannte Architecture License Agreements (ALA), die den Lizenznehmern erlauben, Chipdesigns auf Basis der Arm-Technologie weiterzuentwickeln. Arm vergibt diese ALA nur selten in ausgewählten Fällen.
Nuvia, die erst 2019 von ehemaligen Apple- und Google-Softwareingenieuren gegründet wurde, hatte jedoch eine solche ALA erhalten. Sie enthält Arm zufolge jedoch eine Klausel, dass sie nicht an Dritte wie hier an Qualcomm übertragen werden darf. Der US-Konzern wehrt sich. Es sei bedauerlich, dass Arm von der „lange währenden, erfolgreichen Beziehung mit Qualcomm“ abrücke, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Arm habe „kein Recht, vertraglich oder anderweitig, zu versuchen, Qualcomms oder Nuvias Innovationen zu stören“. Die Aktie des 143 Mrd. Dollar schweren Nasdaq-Werts schmierte im frühen Handel um mehr als 4% ab.
Der britische Chipdesigner, dessen Baupläne ebenfalls den globalen Markt der mobilen Endgeräte dominieren, möchte sich seine besonders weitreichenden Lizenzvereinbarungen vergolden lassen, weil sie den Vertragspartnern entsprechend lukrative Weiterentwicklungen erlauben. Für Qualcomm geht es um viel. Der US-Chipriese benötigt angesichts seines Marktanteils bei Smartphones für künftiges Wachstum neue Computersegmente. Dies zumal auch die Konkurrenz nicht schläft und die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China die Geschäfte im Reich der Mitte, die für einen substanziellen Anteil des Konzernumsatzes stehen, behindern.
Die chinesische Technologie-Ikone Huawei, die ihrerseits hart von westlichen Sanktionen getroffen ist, forciert die eigene Entwicklung von Hochleistungschips sowohl für Smartphones als auch für Tablets und Laptops – ebenfalls auf der Basis von Arm-Bauplänen. Apple wird für Qualcomm unterdessen ein wachsender Konkurrent im eigenen Land. Der Technologiekonzern, dessen Strategie im Gegensatz zu der Google-Mutter Alphabet darauf basiert, Hardware und Software in einer Hand zu kontrollieren, steckt ebenfalls viel Geld in die Eigenentwicklung von Chips, vor allem für die Mac-Reihe.