Gewerbeimmobilien

Aroundtown be­schleunigt Immobilien­verkäufe

Zahlreiche Immobilienverkäufe, die Einbeziehung von Grand City und die Coronafolgen im Hotelsektor prägen die Quartalszahlen des Immobilienkonzerns Aroundtown. Immerhin ist der Hotel-Pachteingang in den Sommermonaten deutlich gestiegen. Doch neuerliche Lockdowns verdüstern die Perspektiven wieder.

Aroundtown be­schleunigt Immobilien­verkäufe

hek Frankfurt

– Der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown hat seine Verkäufe beschleunigt. Im dritten Quartal wurden Gebäude und Grundstücke im Wert von 1,4 Mrd. Euro abgestoßen. Nach neun Monaten überschreiten die unterschriebenen Veräußerungen 2,5 Mrd. Euro. Davon wurden 1,1 Mrd. Euro abgeschlossen, geht aus dem Zwischenbericht hervor.

Die rege Verkaufstätigkeit in den Sommermonaten bringt Vorstandsmitglied Oschrie Massatschi mit den Corona-Lockerungen in Verbindung. Das habe die Stimmung in der Immobilienbranche verbessert. Außerdem sei nach wie vor viel Geld im Markt: „Es gibt viele Käufer, die sich mit hohen Preisen und niedrigen Renditen zufriedengeben“, sagt Massatschi im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vor dem Hintergrund sei es auch zu ungeplanten Verkäufen gekommen, weil Interessenten sehr attraktive Preise für einzelne Objekte geboten hätten. Mit eigenen Zukäufen hat sich das Unternehmen dagegen stark zurückgehalten.

Der Fokus des Immobilienportfolios liegt auf Büros, Hotels und Wohnungen. Sie machen 91 % aus. 85 % des Bestands befinden sich in Deutschland und den Niederlanden. Logistik und Einzelhandel gelten dagegen nicht als Kerngeschäft. Lagerhallen außerhalb der Zentren, Baumärkte und Metro-Cash-&-Carry-Märkte seien verkauft worden. Massatschi deutet an, dass der Einzelhandelsanteil von aktuell 7 % weiter sinken dürfte. In der Logistik (Anteil 2 %) konzentriere man sich auf Distributionszentren in den Randlagen der Großstädte, die vom E-Commerce-Boom profitieren.

Neben Immobilien, die nicht als Kerngeschäft gelten, trennt sich Aroundtown von Objekten, deren Wertpotenzial als ausgeschöpft gilt. Somit bildet die mit Abstand größte Assetklasse Büros (Anteil 45 %) auch den Schwerpunkt der Verkäufe (Anteil 39 %). Auf den coronageschädigten Hotelsektor entfallen 30 % der Disposals. Laut Massatschi hat Aroundtown einige Hotels in Großbritannien, die sich mit den Pandemiefolgen schwertun, zu Preisen knapp oberhalb des Buchwerts abgestoßen. Das Segment macht jetzt noch 18 % des Immobilienbestands aus, wobei der Rückgang seit Ende Juni, als es 24 % waren, in erster Linie auf die Konsolidierung der Wohnungstochtergesellschaft Grand City Properties ab 1. Juli zurückgeht.

Die Pandemie hat Aroundtown im dritten Quartal weiter zu schaffen gemacht. Die Ferienhotels profitierten zwar von der „starken Sommersaison“, aber der Geschäftsreiseverkehr bleibt mau. Und mit den neuerlichen Lockdown-Maßnahmen verdüstern sich die Aussichten des Hotelsektors wieder. Für 2022 erwartet das Management nur eine partielle Erholung des Geschäfts- und internationalen Reiseverkehrs.

Im dritten Quartal kamen 60 % der Hotelmieten herein, deutlich mehr als im ersten Halbjahr, als es nur 34 % waren. Massatschi wagt keine Prognose, wie hoch der Hotel-Pachteingang im vierten Quartal sein wird. Für ausstehende Mieten hat Aroundtown im Neunmonatszeitraum 100 Mill. Euro zurückgestellt, nahezu ausschließlich für Hotels. Für das Gesamtjahr sind weiterhin 120 Mill. Euro budgetiert.

Die Covid-Belastungen schlagen sich im Rückgang des operativen Gewinns (Funds from Operations) um 11 % auf 267 Mill. Euro nieder. Bereinigt um Pandemiefolgen verbleibt nach neun Monaten ein Minus von 1 % auf 367 Mill. Euro, wobei den Ertragsminderungen durch Veräußerungen niedrigere Finanzierungsaufwendungen gegenüberstehen. Die Nettomieteinnahmen nahmen infolge der Grand-City-Konsolidierung um 2 % auf 773 Mill. Euro zu. Auf vergleichbarer Basis berichtet Aroundtown ein Mietwachstum von 0,6 % und ohne Hotels von 1,2 %.

Die Veräußerungserlöse steckt das in Luxemburg ansässige Unternehmen in Aktienrückkäufe und Schuldenrückzahlung. Bis 19. November wurden für 400 Mill. Euro eigene Aktien erworben. Das im März beschlossene Rückkaufprogramm ist auf maximal 500 Mill. Euro bis Jahresende dimensioniert. Die Rückkäufe stuft Aroundtown als wertsteigernd ein, weil sich der Börsenkurs derzeit etwa 40 % unter dem inneren Wert bewegt. Sie haben aber bisher nicht zu einer Verringerung des Discounts geführt. Mit der Zeit werde sich der Aktienkurs aber den Fundamentaldaten angleichen, glaubt Massatschi. Denn für Firmenübernahmen würden Aufschläge zum Nettovermögenswert gezahlt, und die Preise bei Immobilientransaktionen lägen in aller Regel über dem Buchwert. Die Schuldentilgung belief sich in diesem Jahr bisher auf 1,6 Mrd. Euro, die durchschnittlichen Fremdkapitalkosten sanken auf 1,3 %.

Wertberichtigt Seite 6

Aroundtown
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate  
in Mill. Euro20212020
Umsatz936890
Nettomieteinnahmen773758
Bereinigtes Ebitda716723
Funds from Operations267301
 je Aktie (Euro)0,230,22
Periodenergebnis650812
Investmentvermögen28 97621 1721
Liquidität327232631
Loan to Value (%)39341
NTA2 je Aktie (Euro)9,809,501
1) Ende 2020; 2) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung
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