Infrastruktur

Atlantia denkt an Ausstieg bei Hochtief

Die Infrastrukturgesellschaft Atlantia denkt an einen Verkauf ihrer Beteiligung an dem deutschen Baukonzern Hochtief. Atlantia will sich ganz auf das Infrastrukturgeschäft und Mobilitätsdienstleistungen konzentrieren.

Atlantia denkt an Ausstieg bei Hochtief

bl Mailand

Die zu 33% von der Benetton-Familienholding Edizione kontrollierte Infrastrukturgesellschaft Atlantia denkt an einen Verkauf ihrer 16-prozentigen Beteiligung an dem deutschen Baukonzern Hochtief. Das kündigte CEO Carlo Bertazzo bei der Vorstellung der Jahreszahlen an. Bei dem Anteil handle es sich um eine reine Finanzbeteiligung, die nicht zum Kerngeschäft gehöre. Atlantia wolle sich ganz auf das Infrastrukturgeschäft und Mobilitätsdienstleistungen konzentrieren und plane dafür Milliardeninvestitionen sowie Akquisitionen.

Trotz des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Verwerfungen erwartet Atlantia eine Zunahme des Verkehrs auf dem insgesamt 9300 Kilometer langen Maut-Autobahnnetz, das Atlantia in elf Ländern auf Mautbasis betreibt. Der Verkehr hat sich dort nach der Corona-Pandemie normalisiert. Dagegen lagen die Einnahmen aus den fünf betriebenen Flughäfen noch deutlich unter dem Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019. Dennoch konnte Atlantia den Umsatz 2021 um 22% auf 6,4 Mrd. Euro schrauben. Aufgrund von Abschreibungen über 800 Mill. Euro blieb Atlantia jedoch unter dem Strich mit einem Minus von 544 Mill. (i.V. minus 1,18 Mrd.) Euro in den roten Zahlen. Die Verschuldung konnte dennoch um 3,8 Mrd. Euro auf 30 Mrd. Euro reduziert werden. Die Aktionäre sollen jedoch nach einem Jahr ohne Ausschüttung für 2021 wieder eine Dividende erhalten – 0,74 Euro je Aktie. Für 2022 werden ein Umsatz von 6,6 Mrd. Euro und eine Rückführung der Verschuldung auf 23 Mrd. Euro angepeilt – vor allem aufgrund des Erlöses aus dem bevorstehenden Verkauf der Autobahntochter Autostrade per l’Italia (Aspi) für 8,2 Mrd. Euro. Die Aspi-Zahlen sind im Zahlenwerk schon nicht mehr berücksichtigt.

Atlantia hat kürzlich für etwa 1 Mrd. Euro die Siemens-Verkehrstechniktochter Yunex (Sensoren, Kameras, Nummernschilderkennung) erworben, die weiter ausgebaut werden soll. Außerdem ist Atlantia beim deutschen Flugtaxi-Unternehmen Volocopter eingestiegen: Anfang 2024 soll der Passagierverkehr vom Flughafen Rom in die Innenstadt aufgenommen werden. Ähnliche Projekte sind mit den Atlantia-Flughäfen Bologna, Nizza und Venedig geplant. Der Zeitung „Il Sole 24 Ore“ sagte Bertazzo, man wolle bis 2024 mehr als 5 Mrd. Euro investieren. Bis zu 2 Mrd. Euro sollen in ein Aktienrückkaufprogramm fließen. Und 5 Mrd. Euro sind dem CEO zufolge für Übernahmen vorgesehen.