Atos entscheidet sich für One Point
IT-Dienstleister
Atos entscheidet sich für One Point
Angeschlagener IT-Dienstleister erteilt Rettungsangebot von Daniel Křetínský eine Absage
wü Paris
Der französische IT-Dienstleister Atos entscheidet sich für das Restrukturierungsangebot des One Point-Konsortiums und erteilt dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský damit eine Absage. An der Börse sackte die Aktie am Dienstag zeitweise um mehr als 17% ab. Das Konsortium hat versprochen, Atos nicht zu zerteilen.
Von Gesche Wüpper, Paris
Der finanziell angeschlagene IT-Dienstleister Atos hat sich für das Rettungsangebot des von seinem Großaktionär One Point geführten Konsortiums entschieden. Das einstige Vorzeigeunternehmen erteilte damit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský eine Absage. Atos hatte Anfang Mai zunächst vier Offerten erhalten und dann Ende Mai die zwei nachgebesserten Angebote von One Point und eben Křetínský in die engere Auswahl genommen.
Der Verwaltungsrat sei unter der Ägide der Ad-hoc-Verwalterin zu dem Schluss gekommen, dass das von dem One-Point-Konsortium erhaltene Angebot im Einklang mit den sozialen Interessen von Atos inklusive der Angestellten, Kunden, Zulieferer, Gläubiger, Aktionäre und anderen Beteiligten sei, teilte das Unternehmen mit. An der Börse von Paris gab die Atos-Aktie Dienstag nach Bekanntwerden der Entscheidung im Laufe des Tages um zeitweise mehr als 17% auf 0,94 Euro nach. Seit Beginn des Jahres ist ihr Kurs um 86% eingebrochen.
Endgültiges Abkommen bis Juli
Der mit 4,8 Mrd. Euro verschuldete IT-Dienstleister will nun unter dem Vorsitz der Ad-hoc-Verwalterin Hélène Bourbouloux ein endgültiges Abkommen mit dem One-Point-Konsortium ausarbeiten, so dass die finanzielle Restrukturierung mithilfe eines beschleunigten Verfahrens bis Juli umgesetzt werden kann. Dem Konsortium der von David Layani gegründeten Spezialisten für digitale Transformation gehören auch die Investmentgesellschaft Butler Industries, der Informatikdienstleister Econocom sowie eine Gruppe von Gläubigern von Atos an.
Layani hatte bereits im September vor zwei Jahren 4,2 Mrd. Euro für die Eviden-Sparte von Atos geboten, zu der die Bereiche Cybersicherheit, Data und Superrechner gehören. Nachdem der IT-Dienstleister abgelehnt hatte, war er ins Kapital von Atos eingestiegen. Sein Unternehmen hält derzeit 11,4% des Kapitals. Nach der Restrukturierung wird sein Konsortium 21% des Kapitals halten. Die Anteile der existierenden Anteilseigner werden nach Angaben von Atos massiv verwässert werden, so dass sie weniger als 0,1% des Aktienkapitals halten werden.
Keine Aufspaltung
Das Angebot des One-Point-Konsortiums sieht vor, 2,9 Mrd. Euro, also 60% der Schulden von Atos, in Eigenkapital umzuwandeln. Es verspricht zudem 1,75 Mrd. Euro an neuen Liquiditäten, davon 1,5 Mrd. Euro an neuen Geldschulden inklusive von 300 Mill. Euro Bankgarantien sowie 250 Mill. Euro an neuen Mitteln in Form von Eigenkapital, davon 175 Mill. Euro von dem Konsortium für das Kapital. Vor allem aber hat das Konsortium Layanis im Gegensatz zu Křetínský versprochen, Atos nicht zu zerteilen.
Der tschechische Milliardär, der kürzlich bei der Stahlsparte von ThyssenKrupp eingestiegen ist und in Frankreich die Kontrolle über den hoch verschuldeten Einzelhändler Casino übernommen hat, hatte den Gläubigern angeboten, bis zu 20% des Kapitals zu übernehmen. In seinem überarbeiteten Angebot hatte er den Bedarf an neuen Finanzierungen von 1,2 auf 1,3 Mrd. Euro angehoben. Dafür wollte er unter anderem eine Kapitalerhöhung über 500 Mill. Euro vornehmen.
Angebot der staatlichen Beteiligungsagentur
Atos erwartet nun noch Mitte Juni ein offizielles Übernahmeangebot der staatlichen französischen Beteiligungsagentur für ihre strategisch wichtigen Aktivitäten. Sie hatte Ende April eine unverbindliche Absichtserklärung für die Bereiche Advanced Computing inklusive Superrechnern, Mission-Critical Systems und Cybersecurity Products der BDS-Einheit (Big Data & Security) vorgelegt, wodurch diese mit 700 Mill. bis 1 Mrd. Euro bewertet werden.
Ende Mai kündigte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire zudem an, dass der Staat ebenfalls die Kontrolle über die Atos-Tochter Worldgrid übernehmen will. Diese liefert die Leittechnik der französischen Atomkraftwerke. Sie könnte von dem staatlichen Versorger EDF oder einem nahestehenden Unternehmen übernommen werden. Der französische Staat hat zudem eine goldene Aktie bei Bull erworben.