Ausfallrate deutscher Firmen dürfte bis Mitte 2023 steigen
md Frankfurt
Die Ausfallrate deutscher Unternehmen sollte bis Mitte 2023 deutlich steigen. Zu diesem Ergebnis kommt die Ratingagentur Creditreform in einer Studie, die seit 2012 jährlich erhoben wird.
„Durch die aktuelle Gemengelage aus geopolitischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren hat die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate deutscher Unternehmen wieder spürbar zugenommen“, sagt Benjamin Mohr, Head of Public Finance and Economic Research der Ratingagentur. Dennoch gehe Creditreform davon aus, dass die staatlichen Stützungsmaßnahmen ihre stabilisierende Wirkung nicht verfehlen und zumindest einen massiven Anstieg bei Insolvenzen verhindern, „zumal die Bundesregierung ein drittes Entlastungspaket in Aussicht stellt, nachdem sie im Februar und im April 2022 bereits zwei Pakete auf den Weg gebracht hat“.
Das Resümee von Mohr lautet: „Angesichts der gegenwärtigen Risiken und Unsicherheiten, aber auch der potenziell stabilisierenden Entwicklungen ergeben unsere Schätzungen für die einjährige Ausfallrate zur Jahresmitte 2023 einen Anstieg auf 1,45%, ausgehend von 1,06% zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres.“
Als Risikofaktoren führt Creditreform den Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten, die weithin beeinträchtigten globalen Lieferketten sowie aktuell die Einschränkungen der Binnenschifffahrt aufgrund der anhaltenden Trockenphasen auf. Diese sollten nach Ansicht der Analysten die Wirtschaftsaktivität in Deutschland 2022 und 2023 dämpfen. Insbesondere in Branchen wie der Automobil-, der Chemie- und der Metallindustrie dürfte es zu Produktionseinbußen kommen, heißt es.
Rückblickend kann man sagen, dass nicht alles so schlimm kommen muss wie befürchtet: 2021 war die empirische Ausfallrate deutscher Betriebe auf ein historisches Tief von 1,08% (2020: 1,14%) gesunken. Aufgrund der umfassenden Datenbasis (2,55 Millionen wirtschaftsaktive Unternehmen, was einer Vollerhebung des deutschen Unternehmenssektors entspreche) seien die Ergebnisse empirische Ausfallraten und keine Hochrechnungen oder Schätzungen, wie Creditreform betont.