Außenwerber Ströer wächst rasant
ak Köln
Ströer hat mit einem signifikanten Umsatz- und Ergebnisanstieg die Investoren offenbar überrascht. Denn der Kurs des Werbevermarkters schoss kurz nach Veröffentlichung des Zwischenberichts am Donnerstag nach oben. Die Anleger feierten die Zahlen mit einem Plus von bis zu 16%, das im Tagesverlauf wieder abbröckelte. Der Umsatz kletterte im Halbjahr um 18% auf 810 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda stieg leicht überproportional um 22%, so dass sich auch die Marge verbesserte.
Das Nettoergebnis im zweiten Quartal profitierte von einem Ertrag aus dem Verkauf der türkischen Tochtergesellschaft, so dass sich das Konzernergebnis zwischen April und Juni auf 43 Mill. Euro fast verdreifachte. Indes hat sich das Wachstum des Konzerns nach einem fulminanten Jahresstart etwas abgeschwächt. Im zweiten Quartal wuchsen die Erlöse um 14%, zwischen Januar und März waren es noch 23% gewesen. Für das dritte Quartal sind die Aussichten nach Angaben des Vorstands noch gebremster, aber trotz der getrübten Stimmung zur Konjunktur immer noch positiv. Gerechnet wird mit einem organischen Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Mit dem Auftragseingang in den Sommermonaten zeigte sich die Ströer-Führung zufrieden. Für den Rest des Jahres gab sich Co-Chef Christian Schmalzl in einer Telefonkonferenz mit Analysten ebenfalls optimistisch: „Derzeit gibt es kein Signal, was uns nervös machen würde.“ Der Vorstand bestätigte das Jahresziel, ein organisches Umsatzplus zwischen 10 und 14% anzupeilen und die Ebitda-Marge steigern zu wollen. Ströer hat sich mit dem Zwischenbericht besser geschlagen als der große Konkurrent JC Decaux. Die Franzosen hatten die Markterwartungen bei der Vorlage ihrer Halbjahreszahlen Ende Juli nicht erfüllt und waren mit Kursverlusten dafür abgestraft worden.
Zu den Wurzeln
Bei Ströer gewinnt die Sparte Außenwerbung immer mehr Gewicht. Nach dem ambitionierten Ausflug in die Digitalwelt, wozu auch der Kauf von T-Online gehört, besinnt sich der MDax-Konzern jetzt wieder mehr und mehr auf seine Wurzeln. Die Webseiten-Aktivitäten, Callcenter sowie Statista und der C-Commerce-Anbieter Asambeauty werden von Ströer nur mehr als Aktivitäten bezeichnet, die das Kerngeschäft flankieren. Als wichtiges Fundament für die Einschätzung verwies Schmalzl auf die breite und diversifizierte Kundenbasis von Ströer. Sie decke eine große Palette von Branchen ab. Darüber hinaus zähle Ströer allein fast 60 000 lokale sowie 1 000 nationale Kunden. Auch die Digitalisierung der Werbeflächen schreitet voran.
Die Außenwerbung ist auch die, die mit Abstand das meiste Geld verdient. Der Sparte Out-of-Home Media war in der ersten Hälfte des Jahres für die Margensteigerung im Konzern allein verantwortlich. Digital & Dialog Media dagegen verloren an Profitabilität ebenso wie die zusammengefassten Töchter Statista und Asambeauty, die beide zur Disposition stehen. Zum binnen zwei Jahren anpeilten IPO von Statista sowie dem möglichst noch in diesem Jahr geplanten Verkauf von Asambeauty gab es keine neuen Infos.
Ströer | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 810 | 686 |
Bereinigtes Ebitda | 220 | 180 |
Ber. Ebitda-Marge (%) | 27,2 | 26,3 |
Ebit | 82 | 22 |
Konzernergebnis | 54 | 6 |
Bereinigtes Konzernergebnis | 58 | 27 |
Free Cashflow | 84 | 83 |
Nettoschulden | 726 | 612 |
Börsen-Zeitung |