Chemieindustrie

BASF-Finanzchef verteidigt Investitionen in China

BASF hält an ihrem Kurs fest, die Produktion in China deutlich auszubauen. Die Risiken sind nach Einschätzung von Finanzchef Hans-Ulrich Engel beherrschbar.

BASF-Finanzchef verteidigt Investitionen in China

dpa-afx Ludwigshafen

BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel hat die Milliardeninvestitionen des Chemiekonzerns in China als notwendig für die Entwicklung des Unternehmens bezeichnet. „China repräsentiert schon heute mehr als 40% des globalen Chemiemarkts und bleibt in dieser Dekade der größte Wachstumsmarkt in der Chemie“, sagte Engel im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa-afx und dpa.

Bis 2030 sollen Experten zufolge zwei Drittel des Wachstums in der Chemie aus China kommen. „BASF hat entschieden, an dem Wachstumsmarkt zu partizipieren.“ Derzeit steuere China 15% zum Konzernumsatz bei. „Wir sind als weltweiter Spieler in China unterrepräsentiert.“

Bewusste Abwägung

China steht im Westen wegen Menschenrechtsverletzungen, des Säbelrasselns gegenüber Taiwan und des forscheren außenpolitischen Auftretens in der Kritik. Erst vor kurzem hatte die Bundesregierung den Einstieg von chinesischen Investoren bei deutschen Hightech-Firmen gestoppt. Die Beteiligung eines chinesischen Konzerns an einem Hafenterminal in Hamburg wurde aber ermöglicht.

BASF seien die Risiken bewusst, sagte Engel. „Risikoabwägung und Risikoeinschätzung zu betreiben, ist Teil des Entscheidungsprozesses. Dann stellt sich die Frage, ob das Wohl und Wehe der BASF von einer solchen Investition abhängt. Die Antwort ist: Nein, tut es nicht.“ Auch im schlechtesten Szenario, dass man die Anlagen etwa wegen Sanktionen nicht nutzen könne, würde dies BASF „nicht unter Wasser bringen“, sagte Engel. „Falls China isoliert werden würde, zum Beispiel wegen eines Angriffs auf Taiwan, bekommen wir weltwirtschaftlich allerdings ein ganz anderes Szenario – in einer Dimension, die ich mir nicht ausmalen möchte“, sagt der Manager.

In der Provinz Guangdong baut die BASF gerade einen riesigen neuen integrierten Verbund-Standort – es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und ist bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund 10 Mrd. Euro bis zum Jahr 2030.

Was Europa angehe, sehe der BASF-Fünfjahresplan für Kapitalinvestitionen vor, dass der prozentuale Anteil in Europa geringer ausfallen werde als in den fünf Jahren zuvor, sagte Engel. „Das hängt auch mit der großen Investition in China zusammen. Wenn der Vorteil günstigerer Energiepreise entfällt, macht das Europa als Investitionsstandort in Summe weniger wettbewerbsfähig.“

Dem Finanzchef zufolge nimmt BASF für einige Länder Bundesgarantien als Schutz für Investitionen in Anspruch. Die Gewährung einer Bundesgarantie habe jedoch letztlich keine Auswirkungen auf eine Investitionsentscheidung. „Wenn wir zum Ergebnis kommen, dass eine Investition wirtschaftlich gerechtfertigt ist, werden wir die Entscheidungen nicht von der Frage abhängig machen, ob es eine Bundesgarantie gibt oder nicht“, fügte Engel hinzu.

Neuer Kurs der Regierung

Mit Bundesgarantien können Unternehmen Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern gegen politische Risiken absichern, etwa gegen Enteignungen oder Kapital- und Transferbeschränkungen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will auch als Lehre aus dem russischen Angriff auf die Ukraine einen neuen China-Kurs einschlagen. Die Bundesregierung will unter anderem milliardenschwere deutsche Auslandsinvestitionen verstärkt in Märkte abseits von China lenken – etwa mit dem Instrument der Investitionsgarantien.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.