Bauer AG steht Umbruch bevor
jh München
Die Bauer AG steht vor einer Weichenstellung. Noch ist ein gutes Dutzend Familienmitglieder mit einem Anteil von etwas mehr als 36% der größte Aktionär des im Tiefbau und als Baumaschinenhersteller tätigen Unternehmens in Schrobenhausen (Oberbayern). Vorstand Florian Bauer gehört der achten Generation des 1790 von Sebastian Bauer gegründeten Unternehmens an. Sein Vater Thomas Bauer ist der Aufsichtsratsvorsitzende und war Vorstandschef.
Künftig könnte jedoch der Münchner Immobilienunternehmer Alfons Doblinger, der knapp 30% der Anteile und Stimmrechte besitzt, der größte Aktionär der Bauer AG sein. Denn die Doblinger Beteiligung GmbH hat „Interesse bekundet, sich im wesentlichen Umfang“ an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen, gegebenenfalls auch über eine ihr nahestehende Person, wie es in einer Ad-hoc-Mitteilung von Bauer heißt. Die Familie habe sich noch nicht geäußert, ob sie teilnehme, sagte ein Sprecher der Bauer AG. Erreicht Doblinger mindestens 30% der Anteile, muss er ein Pflichtangebot an die anderen Aktionäre abgeben. Wie sich die Familie dann verhalte, sei noch nicht entschieden, betonte der Sprecher. Es sei keine einfache Entscheidung. „Die Familie handelt im Sinne der Firma“, fügte er hinzu. Ihr gehe es immer um ein gesundes Unternehmen für die Mitarbeiter.
Zweite Kapitalerhöhung
Wie schon 2021 will sich Bauer frische Mittel mit einer Kapitalerhöhung beschaffen. Einer außerordentlichen Hauptversammlung, die voraussichtlich am 18. November stattfindet, soll vorgeschlagen werden, das Grundkapital von gut 111 Mill. Euro um zwei Drittel zu erhöhen. Zum aktuellen Kurs von 6,48 Euro brächte der Schritt brutto rund 113 Mill. Euro ein. Die Börse bewertet Bauer mit 169 Mill. Euro. 2021 hatte Bauer mit einer Kapitalerhöhung einen Erlös von netto 63 Mill. Euro erzielt. „Das Unternehmen braucht Geld, um die Restrukturierung konsequent durchzuziehen“, antwortete der Sprecher auf die Frage nach dem Grund für die abermalige Kapitalerhöhung.
Allein im Bausegment koste die Neuordnung in diesem Jahr nach der bisherigen Planung 20 Mill. Euro. Es seien bereits Niederlassungen in einigen Märkten geschlossen und Stellen abgebaut worden. Das Unternehmen solle so restrukturiert werden, dass es „wieder nachhaltig gewinnfähig wird“. Die Unsicherheit über die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung sei auch für das nächste Jahr groß. Zudem belastet der Rückzug aus Russland wegen der Sanktionen der EU das Ergebnis in diesem Jahr mit 15 Mill. Euro. Bauer erwartet deshalb für dieses Jahr ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von deutlich weniger als die 2021 erzielten 36 Mill. Euro.
Doblinger hatte zunächst eine Beteiligung von 11% an der Bauer AG aufgebaut und diese im Dezember 2020 mit einer Privatplatzierung neuer Aktien auf knapp 20% erhöht. Damit verringerte sich der Anteil der Familie von zuvor 48,2%. Seit der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr hält Doblinger 30% minus eine Aktie, der Anteil der Familie reduzierte sich auf etwas mehr als 36%. Die Familie hatte damals ein Gesellschafterdarlehen von 12 Mill. Euro umgewandelt.
Wertberichtigt Seite 2